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Aufarbeitung der Jung Hilax 8293/1938 bei der Waldeisenbahn Muskau

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Fr 01 Feb 2019, 22:25
Mahlzeit!

Mit dem fertigen Öler konnten nun auch die Ölsperrventile der Zylinder aufgearbeitet, geprüft und eingestellt werden.
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Nach dem Zerlegen der Ölsperrventile war eine intensive Reinigung notwendig, um die allgegenwärtige Ölkohle zu entfernen.
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Das Zerlegen war nur mit Hilfe von etwas Wärme möglich, die Einstellschraube war ziemlich fest angezogen und der Schlitz stark abgenutzt. Zusätzlich dazu ist die Schraube durch eine seitlich eingesetzte M4 Madenschraube gesichtert, von denen eine beschädigt war und ausgebohrt werden musste.
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Vorsichtig wurden die Dichtflächen am Gehäuse überdreht.
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Die Ventilsitze waren in schlechtem Zustand und von Rattermarken übersäht. Nachdem die grobe Form mit einem Senker nachgesetzt worden war, galt es die Dichtfläche einzuschleifen. Dafür wurde eine gehärtete Stahlkugel an ein Stück Rundmaterial gelötet.
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Mit Hilfe von grober, mittlerer und feiner Schleifpaste wurden die Sitze fertig bearbeitet.

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Unter Schmutz und Farbe kamen die ursprünglichen Markierungen für die Einbauseite zum Vorschein.
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Für das Prüfen und Einstellen der Ölsperrventile musste anschließend ein Adapter angefertig werden. Dieser verbindet die Ventile mit dem Öler und beinhaltet einen Anschluss für den Prüfdruckmesser.
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Das Prüfmanometer.
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Die Prüfeinrichtung ist zusammengebaut.
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Die Ventile waren so einzustellen, dass sie zwischen 18 und 22 bar öffnen und bei 18 bar schließen.
Die alten Ventilfeder waren erlahmt und öffneten bereits bei 5,5 bar. Diverse neue Federn waren zum Glück vorrätig, es dauerte jedoch rund 2 Stunden pro Ventil, bis die richtige Länge und Stärke bestimmt war, da das Ventil jedesmal zerlegt und zusammengesetzt werden musste.
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Nach dem Ende der Arbeiten wurde die Ventile noch lackiert.

Gruß Sven
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Fr 01 Feb 2019, 23:15
Mahlzeit!

Die Aufarbeitung der Sicherheitsventile konnte nun abgeschlossen werden. Zuvor hatte ich die bearbeiteten Ventilgehäuse und die neu angefertigten Federn und Ventilsitze aus der Werkstatt der 1.Kolíner Lokomotivgesellschaft in Zamberk/Böhmen abholen können. Herzlichen Dank an dieser Stelle für die Unterstützung.
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Ein Ventil im zerlegten Zustand. Am rechten Bildrand die Verbindungsstange, die zum Anlüften der Ventile von Hand dient. Diese wurde ebenfalls neu angefertigt, da die 1998 nachgebaute die falschen Abmessungen hatte. Bis auf Gehäuse, Stellschraube und Ventilkörper sind alle Teile neu.
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Der Ventilsitz ist nun nicht mehr eingepresst, sondern mit einem 10-Gang-Gewinde versehen, um die Montage/Demontage zu vereinfachen.

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Die Stellschrauben sind noch orginal und mussten nur am Druckstück nachgedreht werden.
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Alte und neue Feder im direkten Vergleich.
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Als Baugruppe zusammengesetzt konnte die Länge des Hubbegrenzers ermittelt werden.
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Die vorgefertigten Hubbegrenzer wurden anschließend einzeln auf die ermittelte Länge gekürzt.
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Vor dem Einsetzen des Ventilsitzes wurde das Gewinde im Gehäuse mit Kupferpaste eingeschmiert, um ein Festbrennen zu vermeiden.

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Zum Einschrauben des Ventilsitzes wurde ein Hakenschlüssel mit Zapfen nach DIN 1810B etwas angepasst und für den Einsatzzweck gekennzeichnet. Das Werkzeug zu haben ist gut, man muss es nur wiederfinden ;-)
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Die Ventilgehäuse wurden vor der Endmontage noch lackiert.

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Einschrauben des Ventilsitzes.
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Das Ventil ist nun fertig zusammengebaut. Unter den Sechskantkopf der Stellschraube kommt später nach dem endgültigen Einstellen des Ventils noch eine genau gefertigte Sperrhülse, die ein unbefugtes Verstellen des Ventils verhindert.
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Der einbaufertige Ventilsatz. Die Montage soll beim nächsten Besuch in Weißwasser erfolgen.

Gruß Sven
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Mo 11 Feb 2019, 21:33
Mahlzeit!

Nun folgend der nächste Bericht über die aktuellen Fortschritte an der Lok:

Die kleinen Details machen den Unterschied. Dank Nick Noon, der mir Bilder und Maße der Entlüftungsschraube schickte, konnte ich das fehlende Exemplar für unseren Woerner Oeler nun anfertigen. Nick hat die Schraube vom Öler der JUNG 3698/1925 der Risten-Lakviks Järnväg aus Schweden ausgebaut und vermessen. Die Lok befindet sich derzeit zu einer Reparatur in der Werkstatt von Statfold Engineering Ltd. in Tamworth/UK. Danke an Nick für die großartige Unterstützung.

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Nach dem Drehen des Rohlings aus Messing wird der 8-mm-Sechskant mit dem Teilapparat gefräst.
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Die Querbohrung mit 3 mm Durchmesser wird in der gleichen Aufspannung gefertigt.
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Ein kleines Teil, dass dennoch eine ganze Stunde Arbeit machte.
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Die Entlüftungsschraube ist auf ihrem Platz montiert. Sie sorgt für den Druckausgleich und verhindert das Eindringen von Schmutz.Der Woerner-Oeler und die Sicherheitsventile sollten am Donnerstag, den 07.02.2019 montiert werden, da an dem Tag ein Pressetermin stattfinden sollte. Für den Anbau waren die alten Linsendichtungen aus Weicheisen St34.11 zu überdrehen, um sie wiederverwenden zu können. Auch die Rohlinge der Sperrhülsen waren noch zu drehen.
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Da das Material für die neuen Linsendichtungen nicht rechtzeitig eintraf, habe ich mich entschlossen, die alten Weicheisenlinsen noch einmal aufzuarbeiten. Dafür wurde zunächst ein Spanndorn gedreht und die erste Linse aufgepresst. Deutlich sind die tiefen Rostnarben in der Dichtfläche der Linse zu sehen.

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Die erste Fläche ist überdreht.

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Voher-Nachher. Die Linsen waren zum Glück noch stark genug, um sie beidseitig zu bearbeiten.

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Fertig bearbeitet. Das Überdrehen wurde freihand mit rücklaufendem Planschlitten ausgeführt und mit einer Radienlehre kontrolliert.

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Kleine Details am Rande:  Unter dem Sechskant der Stellschraube ist die Sperrhülse eingesetzt, die den Einstelldruck begrenzt. Beim Einstellen der Ventile wird diese zunächst herausgenommen, auf die ermittelte Höhe abgedreht und wieder eingebaut. Um ein unbefugtes Verstellen der Ventile zu verhindern wird der kleine Kopfbolzen in der Ventilstange zudem verplombt, wofür dieser eine zweite Querbohrung für den Plombendraht erhielt.

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Der fertige Ventilesatz samt aufgearbeiteter Linsendichtungen.Im nächsten Bericht geht es dann mit dem Anbau weiter.

Gruß Sven
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Mo 11 Feb 2019, 22:23
Mahlzeit!

Wie geplant wurden am 07.02.2019 die Sicherheitsventile und der Woerner-Öler an die Lok angebaut. Der eigentliche Grund für den Besuch war jedoch die Übergabe einer Spende von 500€ für die Lok durch Dr. Martin Schüßler von der Apotheke am Eisstadion in Weißwasser im Beisein der Lokalpresse an unseren Verein. Damit sind bereits 18.000€ an Spenden für die Lok eingegangen. Vielen Dank an alle bisherigen und zukünftigen Spender!

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Vorbereitung der Lok vor dem Museumsschuppen.

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Das Wetter spielte diesmal gut mit, der angekündigte Eisregen fiel erst am späten Abend.
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Die Lok präsentiert sich frisch geputzt im besten Licht, später kam sogar noch etwas Sonne zum Vorschein.
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Der Öler ist nun wieder an seinem Platz und versorgt die Zylinder wieder zuverlässig mit Öl. Die Montage war etwas schwierig, da die Schrauben vom Inneren des Kohlekastens durchgesteckt werden mussten. Das ist eher für sehr langarmige Schlosser gedacht, ich konnte die Schraubenköpfe gerade so mit den Fingerspitzen halten.
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Der markante Öler vervollständigt das Gesamtbild des Führerstandes.

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Nachdem der Öler an die Ölleitungen angeschlossen war, wurden diese zunächst entlüftet und dann die Ölsperrventile in den Schieberkastendeckel geschraubt.
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Auch die Sicherheitsventile sind wieder an ihrem Platz auf dem Dampfdom.

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Um 15.00 erfolgte dann die Begrüßung des Spenders Herrn Dr. Schüßler und der Pressevertreter durch Vereinsvorsitzenden Olaf Urban.

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Als Lokverantwortlicher beantwortete ich zahlreiche Fragen zur Lokgeschichte und dem Projektfortschritt.

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Dr. Martin Schüßler überreicht die gesammelten Einnahmen aus dem Verkauf von Kalendern an den Vereinsvorstand.

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Noch schnell ein Foto in der abendlichen Wintersonne machen...
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...um anschließend den Arbeitsvorrat wieder aufzufüllen. Dazu wurden die Speiseventile von ihren Kesselflanschen demontiert.
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Die Ventile stammen von einer der vielen bei der Fa.Halbach eingesetzten Krauss-Lokomotiven und waren spätestens seit den späten 60er Jahren montiert. Die ursprünglichen JUNG-Ventile waren mittels konischen Gewinde direkt in den Langkessel geschraubt. Als diese verschlissen und kein Ersatz mehr beschaffbar war, hatte die Bernbrucher Lokwerkstatt Zwischenflansche angefertigt, um die Krauss-Ventile anbauen zu können. Improvisation ist alles - oder - man muss sich nur zu helfen wissen.
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Das linke Speiseventil wurde tags darauf in der heimischen Werkstatt zerlegt. Das ursprüngliche Krauss-typische Handrad war schon bein Anbau an die JUNG 8293 in den 60er Jahren nicht mehr vorhanden, man baute stattdessen einen uralten Handgriff mit Holzheft an.
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Der Handgriff war ursprünglich mit einem Kegelstift nach DIN 1 an der Spindel befestigt. Durch die Verwendung eines Splints konnte er sich gegenüber der Spindel bewegen, was das Spindelende stark abgenutzt und für reichliches Spiel gesorgt hat. Der jetzt montierte Handgriff ist zudem ca. 10 mm zu kurz, daher hatte man eine Blechhülse eingesetzt.

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Nach der kompletten Zerlegung wurde mit der Reinigung und Befundung begonnen. Glücklicherweise wurden keine ersthaften Schäden gefunden.

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Der Ventilkegel ist in gutem Zustand, nur die Führungsflächen müssen aufgelötet und überdreht werden, da sie im Gehäuse zu viel Spiel haben. Die Spindel mit dem zweigängigen Gewinde lässt sich aufarbeiten und wird am Griffende aufgelötet sowie ebenfalls überdreht. Der Holzgriff wird in passender Länge, aber im gleichen Stil, neu angefertigt. Ansonsten werden alle Dichtflächen leicht überdreht.

Soweit für heute, vom weiteren Fortschritt werde ich zu gegebener Zeit berichten.

Gruß Sven
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Do 21 Feb 2019, 20:25
Mahlzeit!

Die ersten Teile für das linke Speiseventil sind angefertigt. Eine Herausforderung ist das zweigängige Rechteckgewinde für die Ventilspindel.
Aber nun der Reihe nach:

Begonnen wurde mit der Aufarbeitung des Handgriffes für die Ventilspindel. Nach dem Entrosten wurde mit der Anfertigung eines neuen Holzheftes begonnen.

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Das Holzheft entsteht aus einem Buche Rundstab.

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Nachdem die Form gedrechselt ist und am rechten Ende ein Kupferring aufgepresst war, wurde die Oberfläche mit dem Lötbrenner gebräunt, um den Griff zu schwärzen.

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Nach dem Zusammenbau wurde das Holz noch mehrfach mit Leinölfirnis behandelt. Somit macht der Griff einen nicht gar zu neuen Eindruck und passt dann besser zum Ventilgehäuse.

Nun widmete ich mich der verbogenen Ventilspindel:

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Zunächst bin ich noch davon ausgegangen die alte Ventilspindel retten zu können. Daher wurde im ersten Schritt die genaue Biegestelle ermittelt.
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Das Richten war erfolgreich, letztlich fand ich jedoch einen gerissenen Gewindegang, so dass es nun doch eine neue Spindel werden sollte.
Es handelt sich um ein zweigängiges Rechtsgewinde mit 2 1/2 Gang pro Zoll und 20 mm Außendurchmesser und rechteckigem Querschnitt. Eine typische Krauss-Spezialität, gefertigt nach eigener Werksnorm. Glücklicherweise habe ich die Originalzeichnung des Ventils, rein messtechnisch hätte ich eine Steigung von 10 mm ermittelt, tatsächlich sind es aber 10,16 mm. Da ich noch nie ein zweigängiges Gewinde gedreht habe, war das eine neue Herausforderung. Zunächst wurde ein passender Drehstahl aus HSS geschliffen und im "Handbuch der Dreherei" von 1920 nachgelesen, wie die Herangehensweise ist.

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Auf meiner großen Hofstetter S6-Drehmaschine hätte ich mich mit einer Wechselradberechnung beschäftigen müssen, die kleinere UNION-WERK von 1939 hat dagegen die 2 1/2 Gang pro Zoll auf der Gewindetabelle verzeichnet.

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Um nicht teures Buntmetall zu verschwenden habe ich zunächst ein Probestück aus C45 gedreht. Der erste Gewindegang ist sehr sauber geschnitten, dank des sorgfältigen Abziehens des Drehstahls.

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Nun musste der Oberschlitten um die halbe Steigung , d.h. 5,08 mm verschoben werden, um den zweiten Gang zu drehen. Die Messuhr hilft bei der exakten Verschiebung.

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Noch einmal wird die richtige Postion des Drehstahls ohne Zustellung geprüft.

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Nun konnte der zweite Gang gedreht werden.

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Das Ergebnis ist gar nicht schlecht für den ersten Versuch.
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Das Probestück wurde noch markiert und gerändelt, um es als Lehre für das Innengewinde nutzen zu können.

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Ich habe im Laufe der Aufarbeitung der Lok bereits einige Lehrgewinde gedreht. Dieses hat so ziemlich fast alles gefordert, was es beim Drehen an Herausforderungen gibt, abgesehen vom Linksgewinde...Ob es für solch ein Spezialgewinde überhaupt eine Wendeplatte gegeben hätte, wage ich zu bezweifeln. Natürlich hätte man Einsatz und Spindel auch mit einem genormten Trapezgewinde erneuern können, doch das ist nicht der Sinn einer Restaurierung. Davon abgesehen, wären die Kosten und der Aufwand auch nicht geringer gwesen.

Zufrieden mit dem Ergebnis konnte ich mich dann an die Anfertigung der eigentlichen Spindel machen,
dazu mehr im nächsten Bericht.

Gruß Sven
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Do 21 Feb 2019, 21:02
Mahlzeit!

Weiter geht es mit der Aufarbeitung des linken Speiseventils.

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Die neue Spindel ist aus Rotguss7 vorgedreht.

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Der Gewindeteil wurde mit Tuschierfarbe für einen besseren Kontrast beim Ankratzen eingefärbt.

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Der erste Gang ist bis zur notwenigen Gewindetiefe gedreht. Für die Bearbeitung der Rotgussspindel habe ich einen neuen Drehstahl geschliffen, der die Zerspanungseigenschaften des Materials berücksichtigt.

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Nun wurde der Oberschlitten um die halbe Steigung verschoben und der zweite Gang gedreht, das weitere Vorgehen erfolgte analog des Probestückes.

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Das fertige Gewinde mit gebrochen Kanten. Der Gewindedurchmesser ist um ein paar Zehntel größer gewählt, um dem leichten Verschleiß im Mutterngewinde Rechnung zu tragen. Das Probestück entspricht exakt den Zeichnungsangaben.

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Prüfen der Gängigkeit mit der Mutter, läuft leicht, aber ohne merkliches Spiel.
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Nun wurde noch die leicht beschädigte Dichtfläche des Gewindeeinsatzes überdreht.
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Abstechen des neu angefertigten Grundringes für die Stopfbuchse auf der Rückseite. Bei dem Ventil fehlte dieser, das Packungsmaterial wurde beim Anziehen der Überwurfmutter bis in das Spindelgewinde gedrückt.

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Für das Überdrehen des beweglichen Ventilkegels musste zunächst ein Drehdorn angefertigt werden, auf den der Kegel aufgepresst wird.

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Nun konnte es an den Zustammenbau der Unterbaugruppe gehen. Nach dem Aufpressen des Griffes auf die Spindel wurde die Passbohrung für den Kegelstift gebohrt und gerieben.

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Der Ventilkegel wurde mittels Klammer aus Kupferdraht auf der Spindel befestigt und die Stopfbuchse gepackt. Laut Zeichnung hatte das Ventil ursprünglich eine Spindel mit festem Kegel, der Umbau dürfte dann in der Lokwerkstatt der Fa.Halbach durch geführt worden sein, vielleicht als die Ventile an die JUNG 8293 angebaut wurden.

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Handgriff und Spindel sind exakt wie beim alten Teil markiert. Mit dem Einschlagen des "L" war man an dieser Unterbaugruppe sehr gründlich, insgesamt 11 Mal wurde im Laufe der Jahrzehnte die Einbaulage markiert.

Soweit für heute, weiter geht es im nächsten Bericht mit dem Ventilgehäuse.

Gruß Sven
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Fr 22 Feb 2019, 07:45
Hallo Sven,

ist wirklich gewaltig, was Du machst. Du bist ein absoluter Spezialist. Was es da alles zu beachten gibt!
Eine vielleicht blöde Frage, beim 2- gängigen Gewindeschneiden hattest Du eine sehr langsame Drehzahl der Maschine? ( Sonst funktioniert das doch nicht )?

Gruß Jörg
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Fr 22 Feb 2019, 16:36
Mahlzeit Jörg,

nun deine Frage ist durchaus berechtigt, ist ja kein alltägliches Vorhaben:

Ich habe mit 114 U/min und 5/100 Zustellung gedreht. Da die Schlossmutter während des ganzen Gewindedrehens geschlossen bleibt und der komplette Support auch am Gewindeende gebremst werden will, ist bei so einem recht steilen Gewinde in der Regel keine höhere Drehzahl möglich. Im Gegensatz zu normalen Gewindesteigungen wird die Leitspindel hier schon ins Schnelle übersetzt.
Das Drehen von Gewinden macht auf der 80 Jahre alten UNION-WERK aus Mittweida im Übrigen richtig viel Spaß, da sie über eine Oertlinghaus-Lamellenkupplung verfügt und man so Vor- und Rücklauf mit einem Handhebel sehr gut steuern kann.

Zu beachten ist auch, dass die Gewindeflanken bei diesem Rechteckgewinde nicht nocheinmal überdreht werden, sondern die Breite des Drehlings (in dem Falle 2,45 mm) das Profil bestimmt. Für die 2,8 mm Gewindetiefe sind demnach 56 Durchgänge pro Gewindegang zu machen, insgesamt also 112 Durchläufe á 15 sec. (Zustellung-Vorlauf-Herauskurbeln-Rücklauf-Zustellung usw.), macht rund 30 min für das Gewinde. Ich habe ein paar Durchgänge gefilmt, daher die ungefähre Zeitangabe.

Gruß Sven
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Sa 23 Feb 2019, 18:11
Und wieder, Hut ab für deine Arbeit Sven.

Ich habe deinen Bericht einem Bekannten gezeigt, der sein Leben lang bei Bölkow (und Nachfolgefirmen) beschäftigt war und mit 77 Jahren immernoch eine Firma für Luftfahrttechnik und Protoypenbau betreibt. Der war so begeistert, dass er dich am liebsten sofort einstellen würde, Wohnung inklusive! Smile

Gruß
Christian
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Sa 23 Feb 2019, 18:20
Vielen Dank für die informativen und lehrreichen Berichte, Sven.
Ich habe dadurch mehr über Metallbearbeitung und Co gelernt als in den 50 Jahren zuvor.

Weiter so und ich freue mich schon auf den nächsten Bericht.

Grüße Gerd
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