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Vorschau EK 04/09: Zuckerrohrbahnen Ägyptens Empty Vorschau EK 04/09: Zuckerrohrbahnen Ägyptens

Mi März 18, 2009 4:53 am
Hallo Feldbahnfreunde,

wer ab heute in den neuen EK 04/09 schaut, findet einen Artikel mit Text (und vielen bunten Bildern) wie folgt:

Die Zuckerrohrbahnen Ägyptens

1. Zuckerrohrbahnen weltweit

Der Transport des Zuckerrohrs von den Feldern in die Fabriken erfolgt u.a. in Australien (Queensland), Indien, Kuba, den Philippinen (Negros), Südafrika und Taiwan noch per Bahn, meist mittels schmalspuriger Werkbahnen, den sogenannten Feldbahnen. Brasilien und Argentinien haben inzwischen auf LKW umgestellt. Nach dem Ende des Dampfbetriebes in Kuba kommen Dampfloks nur noch in Java dabei in erheblichem Umfang zum Einsatz. Hartknäckig hielten sich bisher die Gerüchte, dass auch auf den Zuckerrohrbahnen Ägyptens noch Dampfloks zumindest für Reservezwecke vorhanden sein sollten. Nunmehr gelang es nach langwierigen Vorbereitungen erstmals einer Reisegruppe in diese bisher weitgehend unbekannten Werke zu einer auch fotografischen Bestandsaufnahme vorzudringen.

2. Zuckerrohr in Ägypten

Zuckerrohr ist im südlichen Ägypten das wichtigste landwirtschaftliche Produkt, das nur in dem nur wenige Meter bis wenige Kilometer schmalen Streifen rechts und links des Nils gedeiht. Im Norden dominieren hingegen Baumwolle und Zuckerrüben am Nil. Das Zuckerrohr ist die Basis für die Herstellung der Exportartikel Zucker und Industriealkohol und für die Weiterverarbeitung des Zuckerohrstrohs zu Futtermitteln, Papier und Spannplatten – Produktionsbetriebe, die oft den Zuckerfabriken direkt angegliedert sind.

Die sechs nunmehr bekannten Fabriken in Kom Ombo, Edfu, Armant, Qos, Deshna und Nagga Hamadi reihen sich dabei von Süd nach Nord zwischen den Regionen Assuan und Luxor wie Perlen auf einer Schnur auf. Die Spurweite aller Bahnen beträgt 600mm.

Um die Fabriken besichtigen zu dürfen, ist eine Genehmigung der Polizei sowie der zentralen Verwaltung der staatlichen Fabriken in Karo erforderlich. Ein Besuch bedarf wegen der angeblich angespannten Sicherheitslage für Touristen der Begleitung durch Polizeikräfte. Streckenaufnahmen sind allein wegen der ernormen Ausdehnung der Netze über mehrere 1000 Kilometer (allein Kom Ombo verfügt über ein ca. 480 KM Strecken umfassendes Gleisnetz) schwierig anzufertigen, zumal die Bewegungsfreiheit für Touristen außerhalb der Städte und touristischen Sehenswürdigkeiten im Niltal noch immer stark eingeschränkt ist, was mittels zahlloser polizeilicher Kontrollstellen zumindest auf den Straßen lückenlos überwacht wird. Erst vor wenigen Tagen wurde auf den Straßen die „Konvoipflicht“ (Befahrung bestimmter Strecken nur im Buskonvoi ohne Halt nach festem Fahrplan und unter Begleitung durch zwei Polizeifahrzeuge) für Touristen aufgehoben und so erst die Voraussetzung für die Besuche der Fabriken und erste Streckenfotos geschaffen.

3. Der Feldbahnbetrieb

Zur Nachtzeit werden Rungen-Drehgestellwagen der Baujahre 1890-2008) an den Ladestellen des Streckennetzes verteilt und nach der Beladung am Nachmittag wieder zu Zügen zusammengestellt. Ca. jeweils 30 Wagen pro Zug bewegen sich dann in Richtung der Fabrik, wo sie bei Sonneuntergang aus allen Richtungen in riesigen Rangierbahnhöfen eintreffen. Dort wird dann das Zuckerrohr nach dem Wiegen (die Bauern werden nach Ladegewicht bezahlt) geschnitten, gewaschen, gepresst und der Saft gekocht und dann der Zucker herauskristallisiert. In 50 KG Säcken wird er dann per LKW verladen. Die Zufuhr des Zuckerrohrs erfolgt aber auch per Lastkahn auf dem Nil (von den jeweils der Fabrik gegenüberliegenden Seite des Nils – soweit dort kein Gleisanschluss vorhanden ist), per Traktor bzw. Straßenanhänger und mit der ägyptischen Staatsbahn.

Ca. 500 Lokomotiven hat alleine die deutsche und österreichische Lokomotivindustrie seit 1898 an die Zuckerindustrie Ägyptens geliefert. Der aktuelle Lokomotivpark besteht aus ca. 150 Dieselloks, davon ca. 1/3 aus deutscher bzw. österreichischer Produktion der Firmen Schöma und der nicht mehr existenten Hersteller Diema und Jenbach. Die deutschen Loks werden wegen ihrer Qualität geschätzt, gelten aber als zu teuer.

Die Standardstreckenlok ist die rumänische Type L26H, deren Fahrwerke und Getriebe von Faur aus Bukarest zur Vervollständigung und Endfertigung an das Stahlwerk Hawadia nach Ägypten geliefert werden. Diese Loks sind dreiachsig, dieselhydraulisch angetrieben und verfügen über 260 „skandinavische“ (Scania/Volvo Motoren) PS – bei ca. 15 bis 20 Tonnen Gewicht ein wahrer Koloss auf der 600mm Spur.

Noch 40 PS und einige Tonnen mehr Gewicht bringt die vereinzelt noch im Streckeneinsatz stehende zweiachsige rumänische Stangendiesellok-Type L30H mit ihrem Blindwellenantrieb an den „Start“. Außerdem gibt es noch dreiachsige japanische Stangendieselloks von Kysan Kogyo mit Blindwellenantrieb und dreiachsige Loks von Diema und Schöma mit 180 und 200 PS - teils sogar mit Mittelführerstand versehen. Als Rangierlok dient die rumänische Type L15H, kleine Schöma und Diema Loks sowie ein kleinerer japanischer Typ (alle zweiachsig). Bemerkenswert und die „Methusalems“ unter den Loks sind die 100 und 200 PS Typen des ehemaligen österreichischen Herstellers Jenbach, die vereinzelt noch ihren Dienst versehen. Als kleine Sensation gilt die Entdeckung einer letzten fahrbereit erhaltenen Lok der Type V10C in Qus, die der „Lokomotivbau Karl Marx“ in Babelsberg“ in 80 Exemplaren zwischen 1957 und 1972 nach Ägypten geliefert hatte.

Leider nicht bestätigt hat sich die Hoffnung auf die Sichtung von Dampflokomotiven. Diese wurden Ende der 60er Jahre ausnahmslos abgestellt und verschrottet. Generell gilt, dass die Bahnen und die Fahrzeuge auch der jüngeren Baujahre sich in einem „stark beanspruchten“ Zustand befinden.

4. Fazit

Ägypten ist und bleibt mit seinen 3000 Jahre alten Kulturschätzen, seinen Badestränden und nicht zuletzt den überaus freundlichen Menschen bei einem günstigen Preisniveau eine Reise wert.

Für den Eisenbahnfreund steht zu erwarten, dass gerade die Zuckerohrbahnen sich jetzt dem Eisenbahntourismus öffnen werden und sich die Gelegenheit bietet, die noch bestehende ungeheure Vielfalt der Zuckerrohrbahnen in bunten Farben und in tropischer Szenerie auf Bilder zu bannen. Es zeichnet sich jedoch eine Vereinheitlichung des Fahrzeugparks ab. Interessant ist es auch, die „Sudan“ und die „Karim“ als die letzten beiden Dampfschiffe auf dem Nil zu beobachten. So sollte jeder potentielle Interessent überlegen, ob er sich unter [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] für die Wiederholungsreise im Januar 2009 als möglicher Teilnehmer registrieren lässt.

Es grüßt Euch
R. Fach
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Fr März 20, 2009 1:11 am
Hallo,

habt iht auch mal in die Zuckerfabriken selbst reinsehen können? Sind die Maschinen im Werk auch nochj Dampf-betrieben, so wie sehr oft in Java?
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Fr März 20, 2009 1:22 am
Hallo Stefan,

ja, waren überall drin - keine Dampfmaschinen mehr, sondern recht modern. Die erwähnte Fabrik Hawadia (auch: Hawamdia) baut nämlich Ausrüstungen für die Fabriken. 2010 wollen wir neben den beiden "neuen"/nicht besuchten Zuckerfabriken auch Hawamdia besuchen. Weiter ist auch Zuckerrohrbahnen Australiens als Reise für Sommer 20010 in Vorbereitung.

Gruß

Rüdiger
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Fr März 20, 2009 2:28 am
20010, na das ist aber noch etwas länger hin...? *scnr*

Als Vorbereitung für Australien kann ich übrigens eine Webseite empfehlen, sie geht das Thema Zuckerfabriken in Australien (Queensland) zwar eher von der Modellbauseite her an, aber sehr viele Vorbildfotos:

[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]

Und dann wären da noch die Zuckerfabriken auf den Philippinen mit ihren urigen Baldwin-Loks noch eine Reise Wert, wenn man links in der Navi-Leiste etas nach unten scrollt, findet man da ganz gute Infos: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]

Und wer immer noch nicht genug hat, oder noch nie dort war, dem kann ich nur wärmstens empfehlen, (wieder) nach Java zu reisen, man weis nicht, wie lange es dort noch so weiter geht wie bisher, jedes Jahr gibts neue Enttäuschungen, wieder ist etwas nicht mehr so, wie es mal war. Dazu mehr am Samstag dem 13. Juni im Frankfurter Feldbahnmuseum...
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Fr März 20, 2009 8:08 am
Hallo, das Thema hat mich doch jetzt mal ein bischen näher interessiert, und da hab ich mal das gemacht, was ich vor 2 Jahren auch für Java gemacht habe, nämlich einfach mal in Google-Earth gucken und markieren was ich so sehe. Bei 6 Zuckerfabriken das ja kein großer Akt (im Gegensatz zu über 50 noch aktiven auf Java, und inzwischen über 250 wenn man alle berücksichtigt, die schon vor langer Zeit geschlossen wurden) ist das ja recht überschaubar, ich habe auch 6 Stück gefunden, mir ist aber die Zuordnung zu den genannten Namen noch nicht für alle gelungen. Doch seht selbst, zunächst die Gesamtübersicht:

[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]

Und dann von Oben nach unten, Norden ist nicht immer Oben! Soweit es mir möglich war, habe ich die Zuckerfabriken den genannten Namen zugeordnet, das kann man an den grünen Blasen (Markierungen) mit dem D drin sehen. Die markierten Feldbahnnetze erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da gibts sicher noch mehr, wie bemerkt, das war eben mal auf die Schnelle. Für 600 mm sind die Gleisnetze sehr lang und mit großzügigen Radien angelegt, aber bei den Kilometerangaben aus dem Artikel für die Gleisnetzlänge muss man trotzdem vorsichtig sein, denn wie in Java auch wurden auch hier sicherlich die Rangier- und Abstellgleise, Ausweichgleise, usw. mitgezählt, und womöglich nicht die Gleislänge, sondern die Schienenlänge, so dass man womöglich alles nochmal durch Zwei teilen muss. ABer die Netze sind trotz all dem außergewöhnlich groß, ich habe in Google-Earth eine Längenausdehgnung von 35-40 Kilometer Luftlinie gemessen. Und apropos Artikel, es wird geschrieben, dass sich alles rein zwischen Luxor und Assuan abspielen soll, ich habe zumindestens drei Zuckerfabriken nördlich von Luxor gefunden, die eine sogar ziemlich weit oben.

[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]

Wenn mir jetzt noch jemand sagen kann, wie die bisher unbenannten Zuckerfabriken heißen, und wo auf dem zweiten Bild von unten die Zuckerfabrik zu dem Gleisnetz ist, und wie die heißt, das würde mich sehr freuen...

Und noch ein Tipp: Wie man so große Bilder mit Google-Earth macht: Man braucht zwei (oder mehr) Monitore an einem PC, und dann einfach das Programm über alle Monitore aufziehen, und auf die Taste DRUCK drücken, und dann mit z.B. Irfanview speichern...
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achristo
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Vorschau EK 04/09: Zuckerrohrbahnen Ägyptens Empty Re: Vorschau EK 04/09: Zuckerrohrbahnen Ägyptens

Mo Jun 29, 2009 6:16 am
Neben dem erwähnten EK-Artikel berichtete auch die österreichische Zeitschrift "Schienenverkehr aktuell" in Heft 5/09 über die Zuckerrohrbahnen in Oberägypten. Von Horst Kurdiovsky stammt ein gut gemachter vierseitiger Bericht mit 19 Farbfotos.

Gruß Andreas
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