Aus und Vorbei: Maschinenfabrik Mühlhäuser in Michelstadt/Odenwald stellt Fertigung endgültig ein
So 10 Nov 2019, 11:11
Wieder verschwindet ein Traditionsbetrieb:
Die bekannte Maschinenfabrik Mühlhäuser, 2017 noch als "Hidden Champion" bezeichntet und vor allem durch den Bau von Feldbahnwagen, Förderwagen, Wagen für Tunnelbaustellen und früher als Hersteller klassischer Feldbahnfahrzeuge (z.B. Kipploren) bekannt, wurde von zwei Hassadeuren erfolgreich vor die Wand gefahren. Sämtliche Mitarbeiter haben im Oktober 2019 ihre Kündigung erhalten, die Produktion im Odenwald hat damit Ende 2019 ihr bitteres Ende gefunden.
Hauptgrund ist nach einhelliger Ansicht von Insolvenzverwalter, Betriebsrat, IG Metall und der Belgschaft die fatale Entscheidung gewesen, in 2017 einen französischen Hersteller von Tunnelbohrmaschinen zu übernehmen und somit zum Komplettanbieter von Tunnelbohrtechnik werden zu wollen.
Doch der Versuch, eine Art "Herrenknecht 2.0" zu werden, war aufgrund zu dünner Kapitaldecke von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die beiden Geschäftsführer, die diesen Höhenflug starteten und damit das Ende in Deutschland einläuteten, gründeten eine Filiale in der Schweiz, wohin lt. Medien
auch Konstruktionsunterlagen u. ä. in den Jahren 2018/2019 au"ausgelagert" wurden. Anfang 2019 verließen diese beiden "Profis" das Michelstadter Werk ganz nach dem Motto: Die Ratten verlassen das sinkende Schiff".
Dem Insolvenzverwalter gelang es lt. Presse nicht, einen Investor für das in einem tiefen Investitionsstau steckende Werk zu finden, sodaß das bittere Aus absehbar war.
Der letzte Geschäftsführer der Eigentümerfamilie Mühlhäuser hatte sich schon 2015 aus dem Staub gemacht und bei einem US-amerikanischen Unternehmen angeheuert.
Hoffentlich gelingt es wenigstens, das Archiv der Firma zu retten, wenn schon nicht die Arbeitsplätze gerettet werden konnten.
Nachdenkliche Grüße
Martin
Die bekannte Maschinenfabrik Mühlhäuser, 2017 noch als "Hidden Champion" bezeichntet und vor allem durch den Bau von Feldbahnwagen, Förderwagen, Wagen für Tunnelbaustellen und früher als Hersteller klassischer Feldbahnfahrzeuge (z.B. Kipploren) bekannt, wurde von zwei Hassadeuren erfolgreich vor die Wand gefahren. Sämtliche Mitarbeiter haben im Oktober 2019 ihre Kündigung erhalten, die Produktion im Odenwald hat damit Ende 2019 ihr bitteres Ende gefunden.
Hauptgrund ist nach einhelliger Ansicht von Insolvenzverwalter, Betriebsrat, IG Metall und der Belgschaft die fatale Entscheidung gewesen, in 2017 einen französischen Hersteller von Tunnelbohrmaschinen zu übernehmen und somit zum Komplettanbieter von Tunnelbohrtechnik werden zu wollen.
Doch der Versuch, eine Art "Herrenknecht 2.0" zu werden, war aufgrund zu dünner Kapitaldecke von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die beiden Geschäftsführer, die diesen Höhenflug starteten und damit das Ende in Deutschland einläuteten, gründeten eine Filiale in der Schweiz, wohin lt. Medien
auch Konstruktionsunterlagen u. ä. in den Jahren 2018/2019 au"ausgelagert" wurden. Anfang 2019 verließen diese beiden "Profis" das Michelstadter Werk ganz nach dem Motto: Die Ratten verlassen das sinkende Schiff".
Dem Insolvenzverwalter gelang es lt. Presse nicht, einen Investor für das in einem tiefen Investitionsstau steckende Werk zu finden, sodaß das bittere Aus absehbar war.
Der letzte Geschäftsführer der Eigentümerfamilie Mühlhäuser hatte sich schon 2015 aus dem Staub gemacht und bei einem US-amerikanischen Unternehmen angeheuert.
Hoffentlich gelingt es wenigstens, das Archiv der Firma zu retten, wenn schon nicht die Arbeitsplätze gerettet werden konnten.
Nachdenkliche Grüße
Martin
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Re: Aus und Vorbei: Maschinenfabrik Mühlhäuser in Michelstadt/Odenwald stellt Fertigung endgültig ein
So 02 Feb 2020, 20:50
Hallo,
Um das Thema von einer andere Seite anzugehen:
Wenn ich es richtig verstehe, hat die Firma Mühlhäuser ja nun über Jahrzehnte nur Wagen gebaut, entsprechend taucht sie nirgend als "Lokhersteller" auf.
Mit der oben erwähnte Erweiterung zum Tunnelbau-Komplettanbieter gehören aber auch entsprechende Lokomotiven und Triebwagen zum Portfolio.
Auf der Mühlhäuser Webseite sind auch Animationen entsprechender Fahrzeuge zu sehen: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
Auch wurde im Magazin Drehscheibe, Ausgabe 300, in einem Bericht über aktuelle Tunnelbaubahnen im Alpenraum diverse Mühlhäuser Fahrzeuge erwähnt.
Hat einer der mitlesenden die Aktivität der Firma verfolgt und kann etwas über tatsächlich gebaute Fahrzeugtypen, Stückzahlen und deren Verbleib etwas sagen?
Grüße
phi
Um das Thema von einer andere Seite anzugehen:
Wenn ich es richtig verstehe, hat die Firma Mühlhäuser ja nun über Jahrzehnte nur Wagen gebaut, entsprechend taucht sie nirgend als "Lokhersteller" auf.
Mit der oben erwähnte Erweiterung zum Tunnelbau-Komplettanbieter gehören aber auch entsprechende Lokomotiven und Triebwagen zum Portfolio.
Auf der Mühlhäuser Webseite sind auch Animationen entsprechender Fahrzeuge zu sehen: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
Auch wurde im Magazin Drehscheibe, Ausgabe 300, in einem Bericht über aktuelle Tunnelbaubahnen im Alpenraum diverse Mühlhäuser Fahrzeuge erwähnt.
Hat einer der mitlesenden die Aktivität der Firma verfolgt und kann etwas über tatsächlich gebaute Fahrzeugtypen, Stückzahlen und deren Verbleib etwas sagen?
Grüße
phi
Vermuteter Lokbau bei Mühlhäuser
So 02 Feb 2020, 22:08
Hallo Phi,
ich war gerade auf der englischsprachigen homepage von Mühlhäuser. Deine Animationen habe ich zwar nicht gefunden, dafür aber unter der Rubrik "Rolling Stock" einige interessaante Zeichnungen.
Ein sog. "Betonzug" wird da von einer Diesellok gezogen, die für mich zu 99% wie eine typische Schöma-Tunnellok aussieht. Die Abdeckung des Motorvorbaus steht Schöma-typisch einige Zentimeter über den Motorvorbau hinaus. Ganz offensichtlich werden die Dieselloks zugekauft, was durchaus auch Sinn machen kann (keine neuen Entwicklungskosten, keine teuren Zulassungsverfahren für diverse Länder usw. .
Interessant ist eine Akkulok. Die ist zwar so potthässlich wie ein Schuhkarton auf Rädern, hat aber in der Mitte sogar Sitzbänke für Personalfahrten.
Grüße
Martin
ich war gerade auf der englischsprachigen homepage von Mühlhäuser. Deine Animationen habe ich zwar nicht gefunden, dafür aber unter der Rubrik "Rolling Stock" einige interessaante Zeichnungen.
Ein sog. "Betonzug" wird da von einer Diesellok gezogen, die für mich zu 99% wie eine typische Schöma-Tunnellok aussieht. Die Abdeckung des Motorvorbaus steht Schöma-typisch einige Zentimeter über den Motorvorbau hinaus. Ganz offensichtlich werden die Dieselloks zugekauft, was durchaus auch Sinn machen kann (keine neuen Entwicklungskosten, keine teuren Zulassungsverfahren für diverse Länder usw. .
Interessant ist eine Akkulok. Die ist zwar so potthässlich wie ein Schuhkarton auf Rädern, hat aber in der Mitte sogar Sitzbänke für Personalfahrten.
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Re: Aus und Vorbei: Maschinenfabrik Mühlhäuser in Michelstadt/Odenwald stellt Fertigung endgültig ein
Mo 03 Feb 2020, 18:23
Hallo Herr Schiffmann,
Absolut korrekt, Animationen war das falsche Wort, den dafür benötigt es bewegte Bilder. Ich meinte die auf der Webseite auffindbaren Grafiken diverser Fahrzeuge. Bilder realer Lokomotiven/Selbstfahrer finde ich keine.
In der Drehscheibe Nr. 300 werden ab Seite 124 im Artikel "Tunnelbaustellen im Alpenraum: Bahnbetrieb auf schmaler Spur" auch diverse motorgetriebene Mühlhäuser Fahrzeuge genannt. Zunächst beim Projekt Gemeinschaftskraftwerk Inn einen Selbstfahrer zum Personentransport sowie drei Selbstfahrer als Rettungszüge. Dann bei Projekt Brenner-Basistunnel drei weitere Selbstfahrer zum Personentransport.
Ein Selbstfahrer ist dabei nichts anders als ein Triebwagen, insofern sehe ich Mühlhäuser als Lokhersteller an.
Mir offen sind noch der Zeitpunkt wann man damit begonnen und welche Typen man tatsächlich in welcher Stückzahl gebaut hat.
Grüße
phi
Absolut korrekt, Animationen war das falsche Wort, den dafür benötigt es bewegte Bilder. Ich meinte die auf der Webseite auffindbaren Grafiken diverser Fahrzeuge. Bilder realer Lokomotiven/Selbstfahrer finde ich keine.
In der Drehscheibe Nr. 300 werden ab Seite 124 im Artikel "Tunnelbaustellen im Alpenraum: Bahnbetrieb auf schmaler Spur" auch diverse motorgetriebene Mühlhäuser Fahrzeuge genannt. Zunächst beim Projekt Gemeinschaftskraftwerk Inn einen Selbstfahrer zum Personentransport sowie drei Selbstfahrer als Rettungszüge. Dann bei Projekt Brenner-Basistunnel drei weitere Selbstfahrer zum Personentransport.
Ein Selbstfahrer ist dabei nichts anders als ein Triebwagen, insofern sehe ich Mühlhäuser als Lokhersteller an.
Mir offen sind noch der Zeitpunkt wann man damit begonnen und welche Typen man tatsächlich in welcher Stückzahl gebaut hat.
Grüße
phi
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