Feldbahn Münster - Hamm
Fr 13 Feb 2009, 11:30
Aus "ivz-online" vom 12.02.2009:
Ruckelnd und auf harten Bänken
Rinkerode - Seit 1848 können die Rinkeroder mit der Eisenbahn nach Münster und Hamm und von dort aus in alle Welt gelangen, denn damals wurde die Strecke Münster-Hamm in Betrieb genommen. Vom 1. Mai 1917 bis etwa Februar 1925 wurde dieses Angebot um eine etwas ungewöhnliche Variante erweitert.
Acht Jahre lang gab es die unerwartete Möglichkeit, mit einer Eisenbahn nach Davensberg und Ascheberg zu „reisen“, wenn das ruckelnde, klappernde Fortkommen auf den harten Bänken einer Kleinbahn so freundlich umschrieben werden kann. Die Fahrgäste mussten allerdings vom Rinkeroder Bahnhof aus nach Südwesten zur angrenzende Wiese - heute etwa im Bereich Pankratiusweg - gehen, wo eine mit Sand beladene Feldbahn den Fahrgästen einen angehängten Personenwagen anbot.
Mit Pfeifen und blechernem Geläut - daher der Name „Pängelanton“ - setzte sich das von einer Dampflokomotive gezogene Gefährt in Bewegung, um Material für den Bau der Eisenbahnstrecke Münster - Dortmund nach Davensberg und Ascheberg zu bringen. Mit der Reichsbahn war das Material vom Hiltruper „Steiner See“ nach Rinkerode gebracht und hier auf die Kleinbahn umgeladen worden. Diese Transporte liefen schon seit 1915, aber der Personenverkehr war wegen der unvermeidlichen Verwaltungsvorschriften erst ab 1917 möglich.
Die preußische Regierung in Berlin musste die für den Personenverkehr nicht zugelassene Feldbahn in den Rang einer personenverkehrsfähigen Kleinbahn erheben. Der Fahrkomfort änderte sich dadurch nicht.
Die Kleinbahn fuhr zunächst am heutigen Göttendorfer Weg entlang nach Süden bis zu Aldrups Kreuz, das auf dem Dreieck vor dem heutigen Haus Honerpeick stand. Dann folgte sie dem Göttendorfer Weg bis zum Haus Wickensack, bog dort rechtwinklig nach Westen ab und fuhr geradeaus zur Mühle an der Hammer Straße, überquerte diese und folgte der „Piärkamp-straot“ (Schlagenweg), wo ihre Trasse heute noch gut erkennbar ist. Denn hinter dem Firmenschild „Milte“ liegt zwischen dem Weg und der linken Hecke ein schmaler Grünstreifen, den die Bahn befuhr.
Am Hof Stehmann-Bohnenkamp verließ sie den Gemeindeweg und überquerte Äcker und Weiden zwischen den Gehöften Schulze Othmerding und Lohmann, Schlüter und Ashege, heute Rempen, und dann den Flaggenbach. Bis zur Ascheberger Grenze fuhr die Bahn am Schlagenweg entlang.
Auf Ascheberger Gebiet folgte sie für einige Meter dem Kirchhegeweg, durchquerte dann den Wald und erreichte an Pellengahrs Kreuz den Weg von Rinkerode nach Davensberg. An der Baustelle wurden die Materialwagen je nach Stand der Bauarbeiten ausrangiert und abgeladen. Die Fahrgäste stiegen aus oder fuhren bis Ascheberg weiter. Man war etwa eine Stunde auf zwölf Kilometern unterwegs, zwar wenig bequem, aber ohne schmerzende Füße und nun gern bereit, das endgültige Ziel zu Fuß zu erreichen.
Es bestanden zwar feste Haltepunkte, aber mancher sprang unterwegs auf und zahlte beim Schaffner, den es natürlich auch gab. Mädchen aus Rinkerode fuhren zur Haushaltsschule im Ascheberger Katharinenstift (heute St. Georg), junge Landwirte zur Winterschule, die ebenfalls im Stift war.
Die Ascheberger dagegen schätzten hauptsächlich die Fahrt zum Bahnhof Rinkerode. Drei Mal täglich beförderte die Kleinbahn Personen und ein Mal Briefe und Pakete. Der Postverkehr von Ascheberg nach Drensteinfurt und umgekehrt wurde deshalb eingestellt.
Während des Ersten Weltkrieges benutzten hungernde Großstädter die Davertbahn, um bei den Bauern alle möglichen Dinge gegen Lebensmittel einzutauschen.
Die Bahn war Eigentum der Baufirma Philipp Holzmann mit Sitz in Frankfurt am Main, die italienische Arbeiter beschäftigte und sie in Baracken am Bahndamm in Ascheberg unterbrachte. Sie bauten auch bei Ashege eine Brücke über den Flaggenbach, deren bemooste Reste noch nach dem Zweiten Weltkrieg dort im Gras lagen.
Heute ist nichts mehr von dieser einmaligen Bahn zu sehen. Aber unter Grasnarbe und Mutterboden dürften noch Reste des Bahnschotters zu finden sein.
LG
Manfred
Ruckelnd und auf harten Bänken
Rinkerode - Seit 1848 können die Rinkeroder mit der Eisenbahn nach Münster und Hamm und von dort aus in alle Welt gelangen, denn damals wurde die Strecke Münster-Hamm in Betrieb genommen. Vom 1. Mai 1917 bis etwa Februar 1925 wurde dieses Angebot um eine etwas ungewöhnliche Variante erweitert.
Acht Jahre lang gab es die unerwartete Möglichkeit, mit einer Eisenbahn nach Davensberg und Ascheberg zu „reisen“, wenn das ruckelnde, klappernde Fortkommen auf den harten Bänken einer Kleinbahn so freundlich umschrieben werden kann. Die Fahrgäste mussten allerdings vom Rinkeroder Bahnhof aus nach Südwesten zur angrenzende Wiese - heute etwa im Bereich Pankratiusweg - gehen, wo eine mit Sand beladene Feldbahn den Fahrgästen einen angehängten Personenwagen anbot.
Mit Pfeifen und blechernem Geläut - daher der Name „Pängelanton“ - setzte sich das von einer Dampflokomotive gezogene Gefährt in Bewegung, um Material für den Bau der Eisenbahnstrecke Münster - Dortmund nach Davensberg und Ascheberg zu bringen. Mit der Reichsbahn war das Material vom Hiltruper „Steiner See“ nach Rinkerode gebracht und hier auf die Kleinbahn umgeladen worden. Diese Transporte liefen schon seit 1915, aber der Personenverkehr war wegen der unvermeidlichen Verwaltungsvorschriften erst ab 1917 möglich.
Die preußische Regierung in Berlin musste die für den Personenverkehr nicht zugelassene Feldbahn in den Rang einer personenverkehrsfähigen Kleinbahn erheben. Der Fahrkomfort änderte sich dadurch nicht.
Die Kleinbahn fuhr zunächst am heutigen Göttendorfer Weg entlang nach Süden bis zu Aldrups Kreuz, das auf dem Dreieck vor dem heutigen Haus Honerpeick stand. Dann folgte sie dem Göttendorfer Weg bis zum Haus Wickensack, bog dort rechtwinklig nach Westen ab und fuhr geradeaus zur Mühle an der Hammer Straße, überquerte diese und folgte der „Piärkamp-straot“ (Schlagenweg), wo ihre Trasse heute noch gut erkennbar ist. Denn hinter dem Firmenschild „Milte“ liegt zwischen dem Weg und der linken Hecke ein schmaler Grünstreifen, den die Bahn befuhr.
Am Hof Stehmann-Bohnenkamp verließ sie den Gemeindeweg und überquerte Äcker und Weiden zwischen den Gehöften Schulze Othmerding und Lohmann, Schlüter und Ashege, heute Rempen, und dann den Flaggenbach. Bis zur Ascheberger Grenze fuhr die Bahn am Schlagenweg entlang.
Auf Ascheberger Gebiet folgte sie für einige Meter dem Kirchhegeweg, durchquerte dann den Wald und erreichte an Pellengahrs Kreuz den Weg von Rinkerode nach Davensberg. An der Baustelle wurden die Materialwagen je nach Stand der Bauarbeiten ausrangiert und abgeladen. Die Fahrgäste stiegen aus oder fuhren bis Ascheberg weiter. Man war etwa eine Stunde auf zwölf Kilometern unterwegs, zwar wenig bequem, aber ohne schmerzende Füße und nun gern bereit, das endgültige Ziel zu Fuß zu erreichen.
Es bestanden zwar feste Haltepunkte, aber mancher sprang unterwegs auf und zahlte beim Schaffner, den es natürlich auch gab. Mädchen aus Rinkerode fuhren zur Haushaltsschule im Ascheberger Katharinenstift (heute St. Georg), junge Landwirte zur Winterschule, die ebenfalls im Stift war.
Die Ascheberger dagegen schätzten hauptsächlich die Fahrt zum Bahnhof Rinkerode. Drei Mal täglich beförderte die Kleinbahn Personen und ein Mal Briefe und Pakete. Der Postverkehr von Ascheberg nach Drensteinfurt und umgekehrt wurde deshalb eingestellt.
Während des Ersten Weltkrieges benutzten hungernde Großstädter die Davertbahn, um bei den Bauern alle möglichen Dinge gegen Lebensmittel einzutauschen.
Die Bahn war Eigentum der Baufirma Philipp Holzmann mit Sitz in Frankfurt am Main, die italienische Arbeiter beschäftigte und sie in Baracken am Bahndamm in Ascheberg unterbrachte. Sie bauten auch bei Ashege eine Brücke über den Flaggenbach, deren bemooste Reste noch nach dem Zweiten Weltkrieg dort im Gras lagen.
Heute ist nichts mehr von dieser einmaligen Bahn zu sehen. Aber unter Grasnarbe und Mutterboden dürften noch Reste des Bahnschotters zu finden sein.
LG
Manfred
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