Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
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Matthias S.
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Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Di 23 Jun 2020, 17:42
Hallo zusammen,
dem einen oder anderen wird es sicher aufgefallen sein, dass es bei den Berichten um die Schorte-Feldbahn Ilmenau in den letzten Monaten sehr ruhig war. Das lag nur bedingt an der Corona-Zwangspause, in Wahrheit wurde hinter den Kulissen an einem "Geheimprojekt" gearbeitet, welches zum Kipplore-Treffen vorgestellt werden sollte. Da das Treffen in diesem Jahr nicht stattfinden kann, wollen wir nun den Vorhang lüften.
Doch der Reihe nach:
Am 03.01.2020 erhielt ich im Weihnachtsurlaub von Peter eine Nachricht mit dem Titel "gesundes neues Jahr, habe neues Projekt". Wer Peter kennt, weiß, dass schon etwas besonderes vorgefallen sein muss, wenn man eine so lange Nachricht von ihm erhält.
Beigefügt war folgendes Foto:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Wir erinnern uns, 2017 waren die beiden Maffei-Motorlokomotiven der ehemaligen Salinenbahn Formentera aus Mallorca in Ilmenau eingetroffen, siehe: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Beide Lokomotiven waren auf 750 mm umgespurt worden, deutlich ist zu sehen, dass der Rahmen ursprünglich für 600 mm vorgesehen war:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Jene Lok, welche in Ilmenau verbleiben wird, wurde nun also zur Aufarbeitung zerlegt. Wie die Kombination aus Salinenbahn und Mittelmeerinsel bereits vermuten lässt, hat der Rost auch an dieser Lokomotive seine Spuren hinterlassen, das heißt, Bremse, Achsen und Stangen saßen fest. Hinzu kommt, dass die Konstruktion von Maffei zwar robust, aber nicht gerade wartungsfreundlich ist. Während der Motor noch relativ einfach vom Rahmen zu bekommen war, ist das Getriebe zwischen den beiden Rahmenwangen mit 20 Passschrauben eingeschraubt, die sich natürlich nicht lösen wollten. Zusätzlich klemmte das Getriebe durch Aufrostung zwischen den Rahmenwangen, sodass die hintere Kopfplatte entfernt werden musste. Hierzu sollte erwähnt werden, dass diese Kopfplatte, welche gleichzeitig die Führerhausrückwand bildet, mit über 60 16er Nieten befestigt ist, die einzeln ausgebohrt werden mussten:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Und hier der Rest des Rahmens, bereit für die Fahrt zum Sandstrahler:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Danach konnte es mit der Zerlegung des Getriebes losgehen:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Dabei stand stehts die Frage im Raum, ob sich Hinweise auf die Identität der Lokomotive(n) finden lassen würden. Bis dieses Rätsel allerdings gelöst werden konnte, sollte es noch ein paar Wochen dauern ...
Fortsetzung folgt!
dem einen oder anderen wird es sicher aufgefallen sein, dass es bei den Berichten um die Schorte-Feldbahn Ilmenau in den letzten Monaten sehr ruhig war. Das lag nur bedingt an der Corona-Zwangspause, in Wahrheit wurde hinter den Kulissen an einem "Geheimprojekt" gearbeitet, welches zum Kipplore-Treffen vorgestellt werden sollte. Da das Treffen in diesem Jahr nicht stattfinden kann, wollen wir nun den Vorhang lüften.
Doch der Reihe nach:
Am 03.01.2020 erhielt ich im Weihnachtsurlaub von Peter eine Nachricht mit dem Titel "gesundes neues Jahr, habe neues Projekt". Wer Peter kennt, weiß, dass schon etwas besonderes vorgefallen sein muss, wenn man eine so lange Nachricht von ihm erhält.
Beigefügt war folgendes Foto:
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Wir erinnern uns, 2017 waren die beiden Maffei-Motorlokomotiven der ehemaligen Salinenbahn Formentera aus Mallorca in Ilmenau eingetroffen, siehe: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
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Beide Lokomotiven waren auf 750 mm umgespurt worden, deutlich ist zu sehen, dass der Rahmen ursprünglich für 600 mm vorgesehen war:
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Jene Lok, welche in Ilmenau verbleiben wird, wurde nun also zur Aufarbeitung zerlegt. Wie die Kombination aus Salinenbahn und Mittelmeerinsel bereits vermuten lässt, hat der Rost auch an dieser Lokomotive seine Spuren hinterlassen, das heißt, Bremse, Achsen und Stangen saßen fest. Hinzu kommt, dass die Konstruktion von Maffei zwar robust, aber nicht gerade wartungsfreundlich ist. Während der Motor noch relativ einfach vom Rahmen zu bekommen war, ist das Getriebe zwischen den beiden Rahmenwangen mit 20 Passschrauben eingeschraubt, die sich natürlich nicht lösen wollten. Zusätzlich klemmte das Getriebe durch Aufrostung zwischen den Rahmenwangen, sodass die hintere Kopfplatte entfernt werden musste. Hierzu sollte erwähnt werden, dass diese Kopfplatte, welche gleichzeitig die Führerhausrückwand bildet, mit über 60 16er Nieten befestigt ist, die einzeln ausgebohrt werden mussten:
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Und hier der Rest des Rahmens, bereit für die Fahrt zum Sandstrahler:
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Danach konnte es mit der Zerlegung des Getriebes losgehen:
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Dabei stand stehts die Frage im Raum, ob sich Hinweise auf die Identität der Lokomotive(n) finden lassen würden. Bis dieses Rätsel allerdings gelöst werden konnte, sollte es noch ein paar Wochen dauern ...
Fortsetzung folgt!
Jürgen Wening, Frank, Torsten Köhler, HFB2687, Krohny, Feldbahner-Nicklheim, AFA und mögen diesen Beitrag
Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Mi 24 Jun 2020, 18:32
Hallo zusammen,
weiter geht's. Das Getriebe wurde in alle Einzelteile zerlegt, um den durch Kondenswasser entstandenen Rost zu beseitigen. Hier sehen wir eine der beiden Schlingfederkupplungen (genauer gesagt die des ersten Gangs):
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Das richtige Einstellen dieser Kupplungen sollte sich noch als Herausforderung erweisen.
Und immer wieder fanden sich kuriose Bauteile, wie diese versetzt angeordnete Passfeder ...
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
... zweiseitige Senkkopfschrauben an der Blindwellen-Lagerung ...
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
... oder diese sehr individuellen Kegelstifte aus den Schaltklauen:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Nach und nach gelangen alle Teile zu neuem Glanz. Hier die Zwischenwelle zwischen Wendegetriebe und Blindwelle:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Die Wälzlager wurden ebenfalls erneuert:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
... und so können nach und nach wieder alle Bauteile in das gereinigte Gehäuse einziehen:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Nachdem die Blindwelle von einer Firma, die Lokführer wahnsinnig macht, umgespurt war, gelangte auch sie wieder zum Einbau:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Weiter geht es dann das nächste mal mit dem Motor. Anhand der Motornummer sollte sich ja die Fabriknummer bestimmen lassen ...
weiter geht's. Das Getriebe wurde in alle Einzelteile zerlegt, um den durch Kondenswasser entstandenen Rost zu beseitigen. Hier sehen wir eine der beiden Schlingfederkupplungen (genauer gesagt die des ersten Gangs):
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Das richtige Einstellen dieser Kupplungen sollte sich noch als Herausforderung erweisen.
Und immer wieder fanden sich kuriose Bauteile, wie diese versetzt angeordnete Passfeder ...
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... zweiseitige Senkkopfschrauben an der Blindwellen-Lagerung ...
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... oder diese sehr individuellen Kegelstifte aus den Schaltklauen:
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Nach und nach gelangen alle Teile zu neuem Glanz. Hier die Zwischenwelle zwischen Wendegetriebe und Blindwelle:
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Die Wälzlager wurden ebenfalls erneuert:
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... und so können nach und nach wieder alle Bauteile in das gereinigte Gehäuse einziehen:
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Nachdem die Blindwelle von einer Firma, die Lokführer wahnsinnig macht, umgespurt war, gelangte auch sie wieder zum Einbau:
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Weiter geht es dann das nächste mal mit dem Motor. Anhand der Motornummer sollte sich ja die Fabriknummer bestimmen lassen ...
Frank, Krohny, Feldbahner-Nicklheim, AFA, Spielplatzlok, lorenpapst, VolkerS. und Hespertalbahn mögen diesen Beitrag
Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Mi 24 Jun 2020, 19:45
Ein Wahnsinn. Kaum zu glauben, dass aus derselben Lokschmiede ein halbes Jahrhundert später die V200 rollte...
Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Mi 24 Jun 2020, 20:13
Noch viel schwerer zu glauben, dass zur selben Zeit die S 3/6 aus den Hallen rollte ...Silbergräber schrieb:Ein Wahnsinn. Kaum zu glauben, dass aus derselben Lokschmiede ein halbes Jahrhundert später die V200 rollte...
- MaschinistMuseumsbahndirektor
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Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Mi 24 Jun 2020, 22:11
wismarwagen schrieb:Noch viel schwerer zu glauben, dass zur selben Zeit die S 3/6 aus den Hallen rollte ...
Warum? Beide Loks waren Kinder ihrer Zeit.
Gruß Sven
peter und VolkerS. mögen diesen Beitrag
- Matthias S.Moderator
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Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Mi 24 Jun 2020, 22:41
Toller Bericht, das Getriebe aus dem Rahmen zu bekommen klingt echt nach einer Herausforderung. Die Paßschrauben wurden auch ausgebohrt oder gingen die noch auf? Die doppelte Senkschraube, allerdings in M6, gibt`s auch im Wasserkasten vom Audi, erstaunlich dass man 100 Jahre später genauso schlechte Scherze verbaute.
_________________
viele Grüße, Matthias
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Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Do 25 Jun 2020, 20:10
Matthias: Die Passchrauben rissen zum Teil ab und mussten dann ausgetrieben werden.
Hallo zusammen,
weiter geht es also mit dem Motor. Doch was für ein Typ ist das überhaupt?
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Klar ist, dass er von MWM gebaut wurde. Zunächst gingen wir davon aus, dass es sich um einen RH 18Z handelt: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
Doch gibt es einige Detailunterschiede zwischen den gefundenen Bildern und diesem Motor.
Dann tauchten aber diese Bilder auf: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
Die einen Motor der Firma COLO (COmpressor-LOs) zeigen. Auffällig ist die Ähnlichkeit, und die ist nicht zufällig. Der MWM-Chefconstrukteur Prosper L'Orange hatte 1909 die Vorkammer entwickelt und patentieren lassen. Damit konnte der Kraftstoff mittels Einspritzdüse in den Brennraum eingebracht werden und musste nicht mehr mittel Druckluft zerstäubt werden. Um die Patentgebühren zu umgehen, befestigte COLO die Vorkammer am Kolben in Form eines kleinen Stahlnäpfchens, das im oberen Totpunkt mit dem Zylinderkopf eine Art Vorkammer bildet (Dieses Verfahren ist Besitzern von O&K-Lokomotiven bekannt): [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
1926 übernahm dann die Süddeutsche Bremsen AG, der COLO gehörte, auch MWM. Daraufhin wurden die Motoren auf das Vorkammerverfahren umgestellt. Genau so einen Motor haben wir hier vor uns. Der Motor heißt also BR118Z (18 cm Hubraum, Zweizylinder)!
Voller Enthusiasmus suchten wir die Motornummer und wurden auch fündig. Auf dem ersten Zylinder findet sich 45691/1:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Also lautet die Motornummer 45691!
Sofort wurde nun an der anderen Maschine ebenfalls nach der Nummer gesucht, doch die Ernüchterung war groß:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Hier findet sich auf dem zweiten Zylinder die Nummer 45691/2! Irgendwann hat man die beiden Motoren einmal generalüberholt und dabei die Teile munter durchgetauscht.
Noch größer wurde die Enttäuschung aber beim Blick in die Lieferliste, denn es wurden lediglich die Motoren 45689, 45692 und 45693 gelistet:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Also bleib die Identität der Lok zunächst weiter ein Rätsel.
Schauen wir uns aber den Motor genauer an:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Die freistehenden Kurbelwellenlager mit offenliegenden Schmierleitungen erinnern eher an eine Dampfmaschine:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Wie bereits erwähnt, wurde der Motor (vermutlich in den 1960er Jahren) generalüberholt und dabei ohne Rücksicht auf Verluste grün spritzlackiert:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Hier ein Blick auf die Vorkammer:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Eine Überraschung ist die Ölpumpe. Sie stammt aus England:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Die Kolben wurden in Italien hergestellt:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Noch original ist dagegen die Zahnrad-Wasserpumpe:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Der Kühler kommt mir im Unterschied dazu spanisch vor:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Einspritzdüsen und -pumpen gingen zur Aufarbeitung. Auch war eine Laufbuchse durch Mangelschmierung so verschlissen, dass diese getauscht werden musste.
Fortsetzung folgt!
Hallo zusammen,
weiter geht es also mit dem Motor. Doch was für ein Typ ist das überhaupt?
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Klar ist, dass er von MWM gebaut wurde. Zunächst gingen wir davon aus, dass es sich um einen RH 18Z handelt: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
Doch gibt es einige Detailunterschiede zwischen den gefundenen Bildern und diesem Motor.
Dann tauchten aber diese Bilder auf: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
Die einen Motor der Firma COLO (COmpressor-LOs) zeigen. Auffällig ist die Ähnlichkeit, und die ist nicht zufällig. Der MWM-Chefconstrukteur Prosper L'Orange hatte 1909 die Vorkammer entwickelt und patentieren lassen. Damit konnte der Kraftstoff mittels Einspritzdüse in den Brennraum eingebracht werden und musste nicht mehr mittel Druckluft zerstäubt werden. Um die Patentgebühren zu umgehen, befestigte COLO die Vorkammer am Kolben in Form eines kleinen Stahlnäpfchens, das im oberen Totpunkt mit dem Zylinderkopf eine Art Vorkammer bildet (Dieses Verfahren ist Besitzern von O&K-Lokomotiven bekannt): [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
1926 übernahm dann die Süddeutsche Bremsen AG, der COLO gehörte, auch MWM. Daraufhin wurden die Motoren auf das Vorkammerverfahren umgestellt. Genau so einen Motor haben wir hier vor uns. Der Motor heißt also BR118Z (18 cm Hubraum, Zweizylinder)!
Voller Enthusiasmus suchten wir die Motornummer und wurden auch fündig. Auf dem ersten Zylinder findet sich 45691/1:
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Also lautet die Motornummer 45691!
Sofort wurde nun an der anderen Maschine ebenfalls nach der Nummer gesucht, doch die Ernüchterung war groß:
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Hier findet sich auf dem zweiten Zylinder die Nummer 45691/2! Irgendwann hat man die beiden Motoren einmal generalüberholt und dabei die Teile munter durchgetauscht.
Noch größer wurde die Enttäuschung aber beim Blick in die Lieferliste, denn es wurden lediglich die Motoren 45689, 45692 und 45693 gelistet:
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Also bleib die Identität der Lok zunächst weiter ein Rätsel.
Schauen wir uns aber den Motor genauer an:
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Die freistehenden Kurbelwellenlager mit offenliegenden Schmierleitungen erinnern eher an eine Dampfmaschine:
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Wie bereits erwähnt, wurde der Motor (vermutlich in den 1960er Jahren) generalüberholt und dabei ohne Rücksicht auf Verluste grün spritzlackiert:
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Hier ein Blick auf die Vorkammer:
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Eine Überraschung ist die Ölpumpe. Sie stammt aus England:
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Die Kolben wurden in Italien hergestellt:
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Noch original ist dagegen die Zahnrad-Wasserpumpe:
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Der Kühler kommt mir im Unterschied dazu spanisch vor:
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Einspritzdüsen und -pumpen gingen zur Aufarbeitung. Auch war eine Laufbuchse durch Mangelschmierung so verschlissen, dass diese getauscht werden musste.
Fortsetzung folgt!
Frank, uhlenhooker, Krohny, Feldbahner-Nicklheim, AFA, Spielplatzlok, jan-r und mögen diesen Beitrag
Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Fr 26 Jun 2020, 17:14
Hallo zusammen,
heute nur ein kurzer Beitrag.
Bei der Zerlegung der Lok war am Motor ein "Luftfilter" montiert, der im ersten Moment der originalen Ausführung: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] ähnelte:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Nach der Zerlegung stellte sich ein Moment der Sprachlosigkeit ein:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Das Konstrukt besteht aus einem alten (durchgefaulten) Unterteil eines Ölbadfilters, einem abgeschnittenen Kunststoff-Blumentopf und zur Krönung einem Alu-Campingteller als Deckel!
In den Berichten nächste Woche geht es dann mit dem Fahrwerk und den restlichen Blechteilen weiter.
Wer sich das erste Bild des ersten Beitrags anschaut, wird feststellen, dass es im Rahmen zwei Aussparungen für die Schwungscheibe gibt (eine vor und eine hinter dem Motor), wobei die vordere offensichtlich nach Fertigstellung des Rahmens relativ grob ausgebrannt wurde (was ich leider vergessen habe, ordentlich zu fotografieren). Dazu später mehr.
Bis dahin ein Eindruck, wie das Ganze fertig aussehen soll:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Das Bild zeigt allerdings die Einzylinder-Variante!
Wer alle bisherigen Beiträge aufmerksam gelesen hat, kann nun das Rätsel um die Identität der Maschine lösen! Die Auflösung gibt es nach Fertigstellung der Maschine.
Schönes Wochenende!
heute nur ein kurzer Beitrag.
Bei der Zerlegung der Lok war am Motor ein "Luftfilter" montiert, der im ersten Moment der originalen Ausführung: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] ähnelte:
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Nach der Zerlegung stellte sich ein Moment der Sprachlosigkeit ein:
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Das Konstrukt besteht aus einem alten (durchgefaulten) Unterteil eines Ölbadfilters, einem abgeschnittenen Kunststoff-Blumentopf und zur Krönung einem Alu-Campingteller als Deckel!
In den Berichten nächste Woche geht es dann mit dem Fahrwerk und den restlichen Blechteilen weiter.
Wer sich das erste Bild des ersten Beitrags anschaut, wird feststellen, dass es im Rahmen zwei Aussparungen für die Schwungscheibe gibt (eine vor und eine hinter dem Motor), wobei die vordere offensichtlich nach Fertigstellung des Rahmens relativ grob ausgebrannt wurde (was ich leider vergessen habe, ordentlich zu fotografieren). Dazu später mehr.
Bis dahin ein Eindruck, wie das Ganze fertig aussehen soll:
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Das Bild zeigt allerdings die Einzylinder-Variante!
Wer alle bisherigen Beiträge aufmerksam gelesen hat, kann nun das Rätsel um die Identität der Maschine lösen! Die Auflösung gibt es nach Fertigstellung der Maschine.
Schönes Wochenende!
Maschinist, Frank, uhlenhooker, Krohny, Feldbahner-Nicklheim, AFA, Spielplatzlok und mögen diesen Beitrag
Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Di 21 Jul 2020, 20:00
Hallo zusammen,
mit einiger Verspätung die Fortsetzung!
Weiter geht es mit dem Fahrwerk.
Drei der vier Tragfedern der Lok waren gebrochen, die vierte stark gestaucht. Ein Ersatz muss her:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
In der Sammlung fanden sich ähnliche Federn mit leicht geringerem Drahtdurchmesser und größerer Länge. In der Hoffnung, dass die leicht geringere Federrate nicht stört, wurden die Federn passend gekürzt:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Zur Umspurung gehörte auch ein Umbau der Bremse, auf jeder Seite wurden die Hängeeisenhalter um 75 mm gekürzt:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Anschließend wurden sie ausgebohrt, neue Bolzen eingepresst und rückseitig verschweißt:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Die Bohrungen der Hängeeisen wiesen "leichte" Unrundheit auf:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
... und wurden daher ausgebohrt:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Nach dem Sandstrahlen, Anbauen der neuen Führerhausteile und Grundieren sieht der Rahmen schon freundlicher aus:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
... mit etwas Farbe kann man das spätere Aussehen schon erahnen:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Fehlen noch die Achsen!
Umgespurt, mit neuen Lagerschalen und reparieren Unterkästen kann der Zusammenbau beginnen:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Neue Dochte sorgen für die Schmierung:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Der Deckel hält Schmutz und Wasser fern:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Unterkasten mit neuen Schmierpolstern:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Die abgeschrägten Enden der Unterkastenträger ermöglichen einen Ausbau auch bei eingeachster Lokomotive:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Fertig zum Einachsen. Wer sich über den Anschlagpunkt wundert: der Schwerpunkt liegt durch das Getriebe tatsächlich direkt über der Hinterachse.
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Fortsetzung folgt!
mit einiger Verspätung die Fortsetzung!
Weiter geht es mit dem Fahrwerk.
Drei der vier Tragfedern der Lok waren gebrochen, die vierte stark gestaucht. Ein Ersatz muss her:
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In der Sammlung fanden sich ähnliche Federn mit leicht geringerem Drahtdurchmesser und größerer Länge. In der Hoffnung, dass die leicht geringere Federrate nicht stört, wurden die Federn passend gekürzt:
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Zur Umspurung gehörte auch ein Umbau der Bremse, auf jeder Seite wurden die Hängeeisenhalter um 75 mm gekürzt:
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Anschließend wurden sie ausgebohrt, neue Bolzen eingepresst und rückseitig verschweißt:
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Die Bohrungen der Hängeeisen wiesen "leichte" Unrundheit auf:
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... und wurden daher ausgebohrt:
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Nach dem Sandstrahlen, Anbauen der neuen Führerhausteile und Grundieren sieht der Rahmen schon freundlicher aus:
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... mit etwas Farbe kann man das spätere Aussehen schon erahnen:
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Fehlen noch die Achsen!
Umgespurt, mit neuen Lagerschalen und reparieren Unterkästen kann der Zusammenbau beginnen:
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Neue Dochte sorgen für die Schmierung:
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Der Deckel hält Schmutz und Wasser fern:
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Unterkasten mit neuen Schmierpolstern:
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Die abgeschrägten Enden der Unterkastenträger ermöglichen einen Ausbau auch bei eingeachster Lokomotive:
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Fertig zum Einachsen. Wer sich über den Anschlagpunkt wundert: der Schwerpunkt liegt durch das Getriebe tatsächlich direkt über der Hinterachse.
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Maschinist, KGB-Feldbahn, uhlenhooker, Diema2201, Krohny, CHL14G, Feldbahner-Nicklheim und mögen diesen Beitrag
Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Do 30 Jul 2020, 20:34
Hallo zusammen,
weiter geht es!
Nach dem Einachsen wurde der aufgearbeitete Motor eingesetzt:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Schön zu sehen die Markierungen der Stößelstangen an Ein- und Auslassventil. Noch fehlen Einspritzdüsen und -pumpen:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Als nächstes sollte der Motor "unter die Haube". Interessanterweise ist diese an der Oberseite von innen durchgerostet:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Anscheinend hatte der Wind Salzwasser in den Zwischenraum zwischen Deckblech und dem Winkel gedrückt, welches sich unter loser Farbe sammelte.
Mit frischer Farbe sieht es schon besser aus:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Deckel drauf!
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Ein Blick durchs Fenster, außer dem Kraftstoffhahn ist hier in der Lokmitte eigentlich nichts:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Jetzt sollten eigentlich die Stangen drauf, aber: Passt nicht! Nach viel Probieren war klar: Die Räder stehen nicht im 90°-Winkel zueinander. Stichwort: "Macht Lokführer wahnsinnig!":
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Fortsetzung folgt!
weiter geht es!
Nach dem Einachsen wurde der aufgearbeitete Motor eingesetzt:
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Schön zu sehen die Markierungen der Stößelstangen an Ein- und Auslassventil. Noch fehlen Einspritzdüsen und -pumpen:
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Als nächstes sollte der Motor "unter die Haube". Interessanterweise ist diese an der Oberseite von innen durchgerostet:
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Anscheinend hatte der Wind Salzwasser in den Zwischenraum zwischen Deckblech und dem Winkel gedrückt, welches sich unter loser Farbe sammelte.
Mit frischer Farbe sieht es schon besser aus:
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Deckel drauf!
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Ein Blick durchs Fenster, außer dem Kraftstoffhahn ist hier in der Lokmitte eigentlich nichts:
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Jetzt sollten eigentlich die Stangen drauf, aber: Passt nicht! Nach viel Probieren war klar: Die Räder stehen nicht im 90°-Winkel zueinander. Stichwort: "Macht Lokführer wahnsinnig!":
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Maschinist, febagco, Jürgen Wening, KGB-Feldbahn, uhlenhooker, Krohny, CHL14G und mögen diesen Beitrag
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