Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
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titus
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Matthias S.
Maschinist
Silbergräber
9 verfasser
Seite 2 von 2 • 1, 2
Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Do 08 Apr 2021, 18:45
Hallo zusammen,
herrrjeh! Da habe ich ja glatt die Fortsetzung vergessen. Also schnell nachreichen!
Wo war ich? Ach ja, falsch gepresste Achsen. Also ging eine Achse noch einmal kurz über die Presse. Zwar leicht verkratzt, aber im rechten Winkel kam sie zurück:
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In der Zwischenzeit entstand noch eine neue Sitzbank inklusive Werkzeugfach:
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Dann konnte es endlich "auf Achse" vor die Halle gehen:
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Weils so schön ist, nochmal:
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Hier galt es nun, den Motor zu starten und die beiden Einspritzpumpen auf gleiche Fördermenge zu trimmen. Dank elektrischem Anlasser eine recht entspannte Arbeit. Die roten Striche auf Pumpenwelle und -hebeln dienen der Markierung der Ist-Position, dann wurde an einer Pumpe so lange feinjustiert, bis beide Zylinder im Leerlauf arbeiteten und sich die Auspufftemperaturen nur noch um etwa 10 K unterschieden:
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Schließlich konnte das Abenteuer Probefahrt beginnen. Bis zur "Fotokurve" ging es noch ...
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... dann war klar:
- Das Getriebe hat zu wenig Öl.
und
- Die neuen Federn sind zu weich.
Also zurück in die Werkstatt zur Nacharbeit. Erst Öl auffüllen, dann vier neue, stabile Spiralfedern nach altem Muster herstellen lassen:
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"Einbau unter dem rollenden Rad". Gleichzeitig entstand auch das Führerdach neu:
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40 kalt geschlagene Niete und einen tauben Arm später:
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Ein paar Kleinigkeiten, insbesondere die Zierlinien, fehlen noch, das Ergebnis kann sich aber trotzdem sehen lassen:
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herrrjeh! Da habe ich ja glatt die Fortsetzung vergessen. Also schnell nachreichen!
Wo war ich? Ach ja, falsch gepresste Achsen. Also ging eine Achse noch einmal kurz über die Presse. Zwar leicht verkratzt, aber im rechten Winkel kam sie zurück:
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In der Zwischenzeit entstand noch eine neue Sitzbank inklusive Werkzeugfach:
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Hier galt es nun, den Motor zu starten und die beiden Einspritzpumpen auf gleiche Fördermenge zu trimmen. Dank elektrischem Anlasser eine recht entspannte Arbeit. Die roten Striche auf Pumpenwelle und -hebeln dienen der Markierung der Ist-Position, dann wurde an einer Pumpe so lange feinjustiert, bis beide Zylinder im Leerlauf arbeiteten und sich die Auspufftemperaturen nur noch um etwa 10 K unterschieden:
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Schließlich konnte das Abenteuer Probefahrt beginnen. Bis zur "Fotokurve" ging es noch ...
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... dann war klar:
- Das Getriebe hat zu wenig Öl.
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Also zurück in die Werkstatt zur Nacharbeit. Erst Öl auffüllen, dann vier neue, stabile Spiralfedern nach altem Muster herstellen lassen:
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"Einbau unter dem rollenden Rad". Gleichzeitig entstand auch das Führerdach neu:
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- titusWeichensteller
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Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Do 08 Apr 2021, 19:49
Eine Klasse Arbeit
Krohny mag diesen Beitrag
- GrubenlokLorenbremser
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Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Do 08 Apr 2021, 20:51
Geniale Arbeit, wirklich ein Schmuckstück!
Krohny mag diesen Beitrag
- MaschinistMuseumsbahndirektor
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Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Do 08 Apr 2021, 21:12
Mahlzeit!
Ein toller Bericht, vielen Dank für die Mühe. Apropos Mühe: Warum wurden für die Nietreihen im Führerhaus Nietkopfschrauben verwendet? Die kleinen Nieten kann man auch gut mit einem kleinen Drucklufthammer schlagen, das schon den Arm ungemein. Mit den Federn habt ihr Pech gehabt, aber das ist absehbar gewesen. Gerade bei Schraubenfedern, die bekanntermaßen keine Eigendämpfung haben, ist die richtige Federkonstante immens wichtig, um ein akzeptables Laufverhalten zu erreichen.
Gruß Sven
Ein toller Bericht, vielen Dank für die Mühe. Apropos Mühe: Warum wurden für die Nietreihen im Führerhaus Nietkopfschrauben verwendet? Die kleinen Nieten kann man auch gut mit einem kleinen Drucklufthammer schlagen, das schon den Arm ungemein. Mit den Federn habt ihr Pech gehabt, aber das ist absehbar gewesen. Gerade bei Schraubenfedern, die bekanntermaßen keine Eigendämpfung haben, ist die richtige Federkonstante immens wichtig, um ein akzeptables Laufverhalten zu erreichen.
Gruß Sven
Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Do 08 Apr 2021, 22:28
Einfach nur der Wahnsinn.
Wenn man die Lok auf dem Wagen stehend kennt, erkennt man sie quasi kaum wieder. Tolle Arbeit, da hat man glatt Lust nach Ilmenau zu fahren.
Faszinierend finde ich, das die Schwungschweibe einen Anlasserzahnkranz besitzt. Das ist doch sicher bei der Revision in den 60ern passiert, oder?
Gruß
Michael
Wenn man die Lok auf dem Wagen stehend kennt, erkennt man sie quasi kaum wieder. Tolle Arbeit, da hat man glatt Lust nach Ilmenau zu fahren.
Faszinierend finde ich, das die Schwungschweibe einen Anlasserzahnkranz besitzt. Das ist doch sicher bei der Revision in den 60ern passiert, oder?
Gruß
Michael
Krohny mag diesen Beitrag
- BlixModerator
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Name : Felix / 32
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Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Fr 09 Apr 2021, 02:19
Hallo Felix,
sehr schön hier eine Fortsetzung zu sehen. Das Ergebnis ist wirklich phantastisch und kein Vergleich zum Zustand wie die meisten hier die Lok wohl kennen.
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VG Felix
sehr schön hier eine Fortsetzung zu sehen. Das Ergebnis ist wirklich phantastisch und kein Vergleich zum Zustand wie die meisten hier die Lok wohl kennen.
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VG Felix
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Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Fr 09 Apr 2021, 09:00
Hallo zusammen,
vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Die Arbeit hat sich wirklich gelohnt.
Und jetzt soll noch das Nummernrätsel gelöst werden:
Wie bereits erwähnt, war es nicht möglich, die Loks direkt anhand der Motornummern zu identifizieren, da nur eine Nummer (45691) bekannt ist und diese nicht in der Lieferliste auftaucht.
Auf dem fünften Bild im zweiten Beitrag findet Ihr ein Bild einer Getriebewelle, in die die Nummer ML 202001 eingeschlagen ist. Und genau diese Auftragsnummer finden wir für die Lok 4492 auch in der Lieferliste!
Das Problem ist nur: Die zweite Lok trägt genau die selbe Auftragsnummer im Getriebe, aber die Nummer taucht nur einmal in der Lieferliste auf!
Schon auf dem ersten Bild im ersten Beitrag seht ihr im Rahmen zwei Ausschnitte für die Schwungscheibe. Einen (sauber ausgeführten) hinter dem Motor für den Einzylinder-Motor (siehe Werkbild) und einen (grob ausgebrannten) vor dem Motor, in dem die Schwungscheibe des Zweizylinders sitzt. Man kann also vermuten, dass die Loks zunächst als Einzylindermaschinen gebaut und dann auf den Zweizylindermotor umgebaut wurden.
Nimmt man nun alle diese Informationen zusammen, erscheint folgende Geschichte plausibel:
Unter der Auftragsnummer 202001 wurden sechs Lokomotiven (4490-4495) mit Einzylindermotoren auf Vorrat gebaut. Eine davon (Nummer 4492) erhielt den Motor 40145 und wurde direkt ausgeliefert. Die anderen blieben zunächst auf Halde, bis sie unter neuen Auftragsnummern (252012 ff) abgerufen und ausgeliefert wurden. Bei zwei Lokomotiven wünschte der Besteller jedoch einen Zweizylindermotor, sodass die Lokomotiven kurzerhand umgebaut wurden. Die Nummer der neuen Motoren wurde dabei in der Lieferliste "vergessen".
Damit würde es sich bei den beiden Maschinen um die Fabriknummern 4491 und 4494 handeln, die unter der Auftragsnummer 252020 am 19.12.1929 an die Firma Sofina (Société Financière de Transports et d'Entreprises Industrielles) in Brüssel wahrscheinlich für ein Bauprojekt in Spanien ausgeliefert wurden.
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vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Die Arbeit hat sich wirklich gelohnt.
Aus zwei wesentlichen Gründen: Zum einen steht in Ilmenau nicht das Werkzeug zur Verfügung, um die über 100 16er Niete zu setzen, zum anderen hätte man bei einer möglichen Revision der Lok dann wieder das Problem, dass diese quasi nicht zerlegbar wäre.Maschinist schrieb:Apropos Mühe: Warum wurden für die Nietreihen im Führerhaus Nietkopfschrauben verwendet?
Stimmt, wenn entsprechendes Werkzeug vorhanden ist. Das ganze war eine recht spontane Aktion nach dem Motto: "Nur mal probieren, ob es geht."Maschinist schrieb:Die kleinen Nieten kann man auch gut mit einem kleinen Drucklufthammer schlagen, das schon den Arm ungemein.
Sicher, das war schon eine ordentliche Revision (neue Kolben, Ventile, Ölpumpe, Kühler, elektrische Anlage, Lager neu ausgegossen), sonst wäre die Lok heute nicht mehr so fit.PHLCollorado schrieb:Faszinierend finde ich, das die Schwungschweibe einen Anlasserzahnkranz besitzt. Das ist doch sicher bei der Revision in den 60ern passiert, oder?
Und jetzt soll noch das Nummernrätsel gelöst werden:
Wie bereits erwähnt, war es nicht möglich, die Loks direkt anhand der Motornummern zu identifizieren, da nur eine Nummer (45691) bekannt ist und diese nicht in der Lieferliste auftaucht.
Auf dem fünften Bild im zweiten Beitrag findet Ihr ein Bild einer Getriebewelle, in die die Nummer ML 202001 eingeschlagen ist. Und genau diese Auftragsnummer finden wir für die Lok 4492 auch in der Lieferliste!
Das Problem ist nur: Die zweite Lok trägt genau die selbe Auftragsnummer im Getriebe, aber die Nummer taucht nur einmal in der Lieferliste auf!
Schon auf dem ersten Bild im ersten Beitrag seht ihr im Rahmen zwei Ausschnitte für die Schwungscheibe. Einen (sauber ausgeführten) hinter dem Motor für den Einzylinder-Motor (siehe Werkbild) und einen (grob ausgebrannten) vor dem Motor, in dem die Schwungscheibe des Zweizylinders sitzt. Man kann also vermuten, dass die Loks zunächst als Einzylindermaschinen gebaut und dann auf den Zweizylindermotor umgebaut wurden.
Nimmt man nun alle diese Informationen zusammen, erscheint folgende Geschichte plausibel:
Unter der Auftragsnummer 202001 wurden sechs Lokomotiven (4490-4495) mit Einzylindermotoren auf Vorrat gebaut. Eine davon (Nummer 4492) erhielt den Motor 40145 und wurde direkt ausgeliefert. Die anderen blieben zunächst auf Halde, bis sie unter neuen Auftragsnummern (252012 ff) abgerufen und ausgeliefert wurden. Bei zwei Lokomotiven wünschte der Besteller jedoch einen Zweizylindermotor, sodass die Lokomotiven kurzerhand umgebaut wurden. Die Nummer der neuen Motoren wurde dabei in der Lieferliste "vergessen".
Damit würde es sich bei den beiden Maschinen um die Fabriknummern 4491 und 4494 handeln, die unter der Auftragsnummer 252020 am 19.12.1929 an die Firma Sofina (Société Financière de Transports et d'Entreprises Industrielles) in Brüssel wahrscheinlich für ein Bauprojekt in Spanien ausgeliefert wurden.
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Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Fr 09 Apr 2021, 09:45
Klasse, saubere Arbeit!
Krohny und Joerg mögen diesen Beitrag
Re: Aufarbeitung einer Maffei-Diesellok in Ilmenau
Sa 24 Jul 2021, 18:29
Hallo zusammen,
noch eine kleine Ergänzung:
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