Reparatur Jung ZL233, 9221/1941
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Ort / Region : Dresden
Name : Rainer Dominik
Anmeldedatum : 17.09.08
Re: Reparatur Jung ZL233, 9221/1941
Fr 30 Apr 2021, 16:08
Hallo zusammen,
(@Matthias: Kolbenringe gibt es hier: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] , ein einfacher kostet aber schon 35 Euro.)
daß ich hier so lange nicht geschrieben habe liegt nicht daran, daß ich gediggschd (sächs.: beleidigt sein) hätte, sondern darin, daß wir um die Osterzeit in der Herrenleite sehr viele der weniger beliebten Muß-Arbeiten erledigt haben und ich anschließend den aufgelaufenen Broterwerbskram abarbeiten mußte. Und zum Schreiben brauche ich immer ein wenig Muße.
An der ZL233 hat sich noch nichts weiter getan, genauer geschrieben haben WIR nichts weiter getan, aber dazu gleich. Aber Ihr habt erreicht, daß der Status in Bezug auf die Zerlegung des Kurbeltriebs in den Modus Diskussion zurückversetzt wurde. Ist ja nicht meine Lok, da kann ich nicht einfach machen, was ich will. Aber da es nicht das einzige und schon gar nicht das wichtigste Diskussionthema bei uns ist, wartet es noch auf seine Behandlung. Ist ja auch nicht so, daß ich deswegen Langeweile habe.
Aber jetzt zu einem Thema, das mir viel mehr unter den Nägeln brennt: Nach Demontage der Einspritzpumpe habe ich die Rollenstößel herausgezogen und der von Zylinder 2 war wider Erwarten mehrteilig:
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Zum Vergleich, so sollte er eigentlich aussehen:
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Die Bruchflächen sind wie poliert, was darauf schließen läßt, daß der Motor noch eine ganze Weile mit dem zerbrochenen Teil gelaufen ist. Würde ja fast dafür sprechen, daß ganze so zu belassen. Der Stößelschaft wurde augenscheinlich mit einer Feile geglättet und hat darauf schon neue Laufspuren. Aber es muß ja auch einen Grund für den Bruch geben. Leider sind durch den Weiterbetrieb die Feinheiten der Bruchflächen abgearbeitet, so daß man (zumindest ich) nicht erkennen kann, wo der Bruch seinen Anfang genommen hat. Beim weiteren Begutachten war zu entdecken, daß die Nuten für die Rollenbolzenführung sehr stark verschlissen sind. Gefühlt fehlt da ungefähr ein Millimeter, mit unseren Meßmitteln kommen wir da aber nicht heran.
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Es sieht so aus, als würde die aus dem Kontakt zwischen Nocken und Rolle resultierende Querkraft normalerweise über den Rollenbolzen (1231) abgeleitet werden. Wenn die Führungsnuten des Bolzens aber zu weit verschlissen sind, dann muß dies die Stößelführung 1215 übernehmen. Dies dürfte zu einer Biegebeanspruchung in den abgebrochenen Laschen führen, die den Bolzen halten. Diese doch recht stoßweise Beanspruchung in Zusammenhang mit der für diese Beanspruchung nicht gerade günstigen Gestaltung des Übergangs vom Führungszylinder zu den Laschen könnte zu dem Bruch geführt haben.
Es wäre aber auch noch eine simplere Ursache denkbar: Die Stößelführung weist ja Feilspuren auf. Dazu wird das Bauteil in der Regel in einen Schraubstock gespannt. Wenn hier einer unvorsichtig war, dann könnte das durchaus zu einem Anriß führen.
Insgesamt machte das ganze einen ziemlich trockenen Eindruck, obwohl sich Öl in Spalten normalerweise auch über Jahrzehnte hält. Beim kleinen Zweizylinder steht in der Mulde neben den Stößelführungen immer Öl, um dann durch die kleinen Querbohrungen an die Stößel zu gelangen. Es gibt dort auch einen Extra-Ölanschluß vom Öler. Aber hier war alles trocken. Und es ist auch nichts zu finden, wo das Öl herkommen könnte. Keine Ölleitung – die ist auch nach Ersatzteilkatalog nicht vorgesehen. Aber auch nichts, was Spritzöl hereinlassen könnte. Im Raum darunter sammelt sich das Rücklauföl aus dem Kurbelgehäuse, aber es wird vom Öler abgesaugt und zum Filter gefördert, bevor die Nocken dort eintauchen könnten. Liegt hier möglicherweise ein Konstruktionsfehler oder wenigstens eine konstruktive Schwäche vor? Wobei, wenn das Schadensbild erst nach 50.000 Stunden aufgetreten ist, wäre das ja durchaus akzeptabel. Frage an die wenigen, die einen solchen Motor haben: Habt Ihr an den Stößeln und Stößelführungen ähnliche Verschleißerscheinungen? Gibt es bei Euch ein Ölerleitung dorthin, möglicherweise nachgerüstet? Ein Anschluß am Öler ist ja von Hause aus frei. Die sauberste Lösung wäre also von diesem Anschluß eine zusätzliche Leitung zu legen, es wäre aber eine sichtbare nachträgliche Veränderung – dem musealen Erhaltungsgedanken eher abträglich…
Auf jeden Fall haben wir die Nuten der Stößelführung schon mal mittels Laser aufschweißen lassen und von einem Werkzeugbauer auf Maß bringen lassen. Von Rollenstößel, Bolzen und Rolle haben wir noch gut erhaltene Exemplare in einer unserer Wühlkisten gefunden.
Noch eine weitere Frage an die Kenner dieses Motors. Wie ist die Kopfdichtung beschaffen? Hat sie eine Metalleinfassung?
In der Hoffnung auf hilfreiche Antworten verbleibt mit vielen Grüßen
Rainer
(@Matthias: Kolbenringe gibt es hier: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] , ein einfacher kostet aber schon 35 Euro.)
daß ich hier so lange nicht geschrieben habe liegt nicht daran, daß ich gediggschd (sächs.: beleidigt sein) hätte, sondern darin, daß wir um die Osterzeit in der Herrenleite sehr viele der weniger beliebten Muß-Arbeiten erledigt haben und ich anschließend den aufgelaufenen Broterwerbskram abarbeiten mußte. Und zum Schreiben brauche ich immer ein wenig Muße.
An der ZL233 hat sich noch nichts weiter getan, genauer geschrieben haben WIR nichts weiter getan, aber dazu gleich. Aber Ihr habt erreicht, daß der Status in Bezug auf die Zerlegung des Kurbeltriebs in den Modus Diskussion zurückversetzt wurde. Ist ja nicht meine Lok, da kann ich nicht einfach machen, was ich will. Aber da es nicht das einzige und schon gar nicht das wichtigste Diskussionthema bei uns ist, wartet es noch auf seine Behandlung. Ist ja auch nicht so, daß ich deswegen Langeweile habe.
Aber jetzt zu einem Thema, das mir viel mehr unter den Nägeln brennt: Nach Demontage der Einspritzpumpe habe ich die Rollenstößel herausgezogen und der von Zylinder 2 war wider Erwarten mehrteilig:
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Zum Vergleich, so sollte er eigentlich aussehen:
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Die Bruchflächen sind wie poliert, was darauf schließen läßt, daß der Motor noch eine ganze Weile mit dem zerbrochenen Teil gelaufen ist. Würde ja fast dafür sprechen, daß ganze so zu belassen. Der Stößelschaft wurde augenscheinlich mit einer Feile geglättet und hat darauf schon neue Laufspuren. Aber es muß ja auch einen Grund für den Bruch geben. Leider sind durch den Weiterbetrieb die Feinheiten der Bruchflächen abgearbeitet, so daß man (zumindest ich) nicht erkennen kann, wo der Bruch seinen Anfang genommen hat. Beim weiteren Begutachten war zu entdecken, daß die Nuten für die Rollenbolzenführung sehr stark verschlissen sind. Gefühlt fehlt da ungefähr ein Millimeter, mit unseren Meßmitteln kommen wir da aber nicht heran.
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Es sieht so aus, als würde die aus dem Kontakt zwischen Nocken und Rolle resultierende Querkraft normalerweise über den Rollenbolzen (1231) abgeleitet werden. Wenn die Führungsnuten des Bolzens aber zu weit verschlissen sind, dann muß dies die Stößelführung 1215 übernehmen. Dies dürfte zu einer Biegebeanspruchung in den abgebrochenen Laschen führen, die den Bolzen halten. Diese doch recht stoßweise Beanspruchung in Zusammenhang mit der für diese Beanspruchung nicht gerade günstigen Gestaltung des Übergangs vom Führungszylinder zu den Laschen könnte zu dem Bruch geführt haben.
Es wäre aber auch noch eine simplere Ursache denkbar: Die Stößelführung weist ja Feilspuren auf. Dazu wird das Bauteil in der Regel in einen Schraubstock gespannt. Wenn hier einer unvorsichtig war, dann könnte das durchaus zu einem Anriß führen.
Insgesamt machte das ganze einen ziemlich trockenen Eindruck, obwohl sich Öl in Spalten normalerweise auch über Jahrzehnte hält. Beim kleinen Zweizylinder steht in der Mulde neben den Stößelführungen immer Öl, um dann durch die kleinen Querbohrungen an die Stößel zu gelangen. Es gibt dort auch einen Extra-Ölanschluß vom Öler. Aber hier war alles trocken. Und es ist auch nichts zu finden, wo das Öl herkommen könnte. Keine Ölleitung – die ist auch nach Ersatzteilkatalog nicht vorgesehen. Aber auch nichts, was Spritzöl hereinlassen könnte. Im Raum darunter sammelt sich das Rücklauföl aus dem Kurbelgehäuse, aber es wird vom Öler abgesaugt und zum Filter gefördert, bevor die Nocken dort eintauchen könnten. Liegt hier möglicherweise ein Konstruktionsfehler oder wenigstens eine konstruktive Schwäche vor? Wobei, wenn das Schadensbild erst nach 50.000 Stunden aufgetreten ist, wäre das ja durchaus akzeptabel. Frage an die wenigen, die einen solchen Motor haben: Habt Ihr an den Stößeln und Stößelführungen ähnliche Verschleißerscheinungen? Gibt es bei Euch ein Ölerleitung dorthin, möglicherweise nachgerüstet? Ein Anschluß am Öler ist ja von Hause aus frei. Die sauberste Lösung wäre also von diesem Anschluß eine zusätzliche Leitung zu legen, es wäre aber eine sichtbare nachträgliche Veränderung – dem musealen Erhaltungsgedanken eher abträglich…
Auf jeden Fall haben wir die Nuten der Stößelführung schon mal mittels Laser aufschweißen lassen und von einem Werkzeugbauer auf Maß bringen lassen. Von Rollenstößel, Bolzen und Rolle haben wir noch gut erhaltene Exemplare in einer unserer Wühlkisten gefunden.
Noch eine weitere Frage an die Kenner dieses Motors. Wie ist die Kopfdichtung beschaffen? Hat sie eine Metalleinfassung?
In der Hoffnung auf hilfreiche Antworten verbleibt mit vielen Grüßen
Rainer
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