Werkbahn Gütermann in Gutach im Breisgau
Re: Werkbahn Gütermann in Gutach im Breisgau
Waffel schrieb:
Mit den regelmäßigen Fahrten vom Werk zum Bahnhof Gütermann wurden zum einen die Postsendungen (Briefe, Päckchen und Pakete),
die im Postamt auf dem Werksgelände abgefertigt worden waren, und zum anderen die Sendungen, die als Stückgut weiterversendet werden sollten, transportiert.
[...]
Da ich davon ausgehe, dass die Reichspost / Bundespost ihre Sendungen stets in geschlossenen Wagen transportierte, könnte es durchaus sein,
dass auch das Bähnle für die Transporte der Postsendungen (im Gegensatz zu den sonstigen Transportgütern) geschlossene Wagen benutzt hat,
wie z.B. den G-Wagen, dessen Wagenkasten im Feldbahnmuseum Frankfurt heute auf einem 600mm-Fahrgestell als Wagen 512 museal erhalten wird und dessen Foto Thomas weiter oben eingestellt hat.
Dann wäre der (oder die) G-Wagen schon fast 10 Jahre vor dem Ende des Bähnle überflüssig gewesen.
Hallo zusammen,
ach ja, das Postamt, das habe ich glatt vergessen!
Neben dem Schutz der Ladung vor Witterung könnte der Grund für einen geschlossenen Wagen auch der Schutz des Postgeheimnisses gewesen sein!
Bei der Staatsbahn galt, dass Postwagen über keine Waggonübergänge verfügen durften und ihre Türen mit speziellen Schlössern (Bartschlüssel gegenüber dem bei der Bahn sonst üblichen Vierkant) versehen waren. Gemeinschaftliche Post- und Gepäckwagen mussten eine feste Trennwand zwischen den Abteilen haben.
Ich habe versucht, auf die Schnelle mal etwas über die gesetzlichen Bestimmungen zum Bahnposttransport der damaligen Zeit zu finden:
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Da gibt es das "Gesetz, betreffend die Abänderung des Gesetzes über das Postwesen" (Eisenbahnpostgesetz) [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
Art. 2
Mit jedem für den regelmäßigen Beförderungsdienst der Bahn bestimmten Zuge ist auf Verlangen der Postverwaltung Ein von dieser gestellter Postwagen unentgeltlich zu befördern. Diese unentgeltliche Beförderung umfaßt:
a) die Briefpostsendungen, Zeitungen, Gelder mit Einschluß des ungemünzten Goldes und Silbers, Juwelen und Pretiosen ohne Unterschied des Gewichts, ferner sonstige Poststücke bis zum Einzelngewichte von 10 Kilogramm einschließlich,
b) die zur Begleitung der Postsendungen, sowie zur Verrichtung des Dienstes unterwegs erforderlichen Postbeamten, auch wenn dieselben vom Dienste zurückkehren,
c) die Geräthschaften, deren die Postbeamten unterwegs bedürfen.
Für Poststücke, welche nicht unentgeltlich zu befördern sind, hat die Postverwaltung eine Frachtvergütung zu zahlen, welche nach der Gesammtmenge der auf der betreffenden Eisenbahn sich bewegenden zahlungspflichtigen Poststücke für den Achskilometer berechnet wird.
Art. 6
Die für den regelmäßigen Dienst erforderlichen Eisenbahn-Postwagen werden für Rechnung der Postverwaltung beschafft.
Die Eisenbahnverwaltungen sind verbunden, die Unterhaltung, äußere Reinigung, das Schmieren und das Ein- und Ausrangiren dieser Wagen gegen eine den Selbstkosten entsprechende Vergütung zu bewirken.
und § 42 des Kleinbahngesetzes [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
Auf Verlangen der Postverwaltung ist bei jeder regelmäßigen Fahrt ein Unterbeamter mit einem Briefsack zum Abonnements- oder zum halben tarifmäßigen Preis zu befördern. Dient die Bahn nicht ausschließlich dem Personenverkehr, so sind Postsendungen jeder Art durch Vermittlung des Zugpersonals gegen Zahlung der im Gesetz festgestellten Vergütung zu befördern. Die Bahnunternehmer sind verpflichtet, auf Verlangen in Zügen mit mehr als einem Personenwagen für die Postsendungen nebst Begleitpersonal und Geräten ein Wagenabteil zur Verfügung zu stellen, wofür gleichfalls eine Vergütung zu zahlen ist.
Es könnte also sein, dass der geschlossene Güterwagen eigentlich ein Postwagen ist! Ggf. handelt es sich dabei auch um ein Einzelstück, welches von der Post gefordert (oder von dieser eventuell auch beschafft?) wurde. Dann dürfte dieser Wagen auch nur im Postverkehr (vermutlich einmal täglich) gelaufen sein. Der Wagen besitzt allerdings (neben den bei Güterwagen üblichen Laschen für ein Vorhängeschloss) nur einfache Dreikantschlösser.
Vielleicht lassen sich dazu Hinweise in der Korrespondenz zwischen Gütermann und der Post finden?
Hier ein Bild eines Postwagens der Kleinbahn Witkowo von 1880, heute im Schmalspurbahnmuseum Wenecja:
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febagco, Jürgen Wening, KGB-Feldbahn, feldbahnheini, Krohny, CHL14G, Renovater und mögen diesen Beitrag
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Re: Werkbahn Gütermann in Gutach im Breisgau
ein hochinteressantes Thema! Wenn ich auch selbst nichts dazu beitragen kann, lese ich die Beiträge sehr gern und bin erstaunt, was sich in den letzten Wochen durch aufwändige Recherche und Fachkompetenz aus dem Forum doch alles dazu gefunden hat.
Ich hoffe, das sich auch für die noch offenen Fragen eine Antwort finden lässt.
Grüße Gerd
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Betriebsablauf
Die Auszüge aus den Gesetzes-Texten zeigen, dass eine Postsache einen hoheitlichen Akt bewirkt. Ein einmal übergebenes bzw. von der Postdienststelle übernommenes Poststück unterliegt dann besonderen Vorschriften. Es stellen sich daraus weitere Fragen:
- Wer hat den Schmalspur-Postwagen vom Werksgelände zum Bahnhof, bzw. zum Vollbahn-Postwagen begleitet?
- Wie war die Schließordnung: Wer durfte den verschlossenen Wagen am Bahnhof wieder öffnen?
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Auf der schon mehrfach gezeigten unmaßstäblichen Skizze von A. Pastorini, undatiert aber wohl zum Betriebsende Mitte der 60 einzuordnen, ist oberhalb des Schriftzugs B 294 das Posthorn zu sehen. Wir kennen auch das dazu gehörige Foto mit dem Schild "Postamt" an dem Haus.
Offensichtlich konnte man den Postwagen nur hier laden. Somit war aber eine Ausfahrt zum Bahnhof ohne Rangierbewegungen nicht möglich.
Dem alten Betriebsmann in mir stellen sich nun die Fragen:
- Kann es wirklich sein, dass jeder Zug vor Abfahrt rangiert werden musste?
- Gab es deshalb vielleicht zwei Lokomotiven?
- Auch am Bahnhof war es ja nur mit deutlichem Rangieraufwand möglich, die von Hartwig oben dargestellten zwei Ladestationen vorne und hinten am Zug zu erreichen.
- Waren auch am Bahnhof wieder beide Loks im Einsatz?
Spannende Fragen, auf die wir wohl kaum noch stichhaltige Antworten bekommen werden.
Liebe Grüße
Thomas
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Re: Werkbahn Gütermann in Gutach im Breisgau
ich möchte noch einmal auf den möglichen Postwagen des Bähnle eingehen und einige Gedanken zu den diesbezüglichen Betriebsabläufen mit euch teilen, die Thomas mit seinen Fragen ausgelöst hat.
Thema Post: Ich stelle mir vor, dass die "echten" Posttransporte (bis 1957) so vor sich gegangen sind, dass der Postwagen des Bähnle vor dem Postamt beladen worden und anschließend vom Herren Postbeamten persönlich verschlossen worden ist. Das war noch zu Zeiten des Postmonopols, und das wurde auch sehr ernst genommen mit der hoheitlichen Tätigkeit. Dann wurde der Postwagen zum Bahnhof gefahren, wobei nicht glaube, dass hierbei ein Postbeamter mitgefahren ist. Der Postwagen wurde direkt oder nach dem Abstellen der anderen Wagen am Güterschuppen auf das Bähnle-Gleis auf dem Bahnsteig rangiert. Nach der Einfahrt des Zuges 1518 stand ja der Postwagen der DR / der DB auf Höhe des Bähnle-Postwagens; falls erforderlich, konnte die "Feinjustierung" der Position per Handverschub erfolgen.
Der oder die Postbeamten aus dem Postwagen der Staatsbahn konnten nun, entweder mit einem Post-Universalschlüssel (mit Bart, wie Felix (Wismarwagen) geschrieben hat) oder mit einem speziellen, zum Bähnle-Postwagen passenden Schlüssel diesen öffnen, die Postsachen umladen und anschließend den Bähnle-Postwagen wieder abschließen. Bei eingehenden Postsendungen wäre das Procedere halt umgekehrt gewesen.
Thema Richtungsverkehr: Es ist tatsächlich so, dass auf fast allen bekannten Fotos die Lok am werkseitigen Ende des Zuges eingestellt ist.
Die einzige Ausnahme war für mich bisher das Bild Nr. 6 im MIBA-Artikel von Pastorini, da ich davon ausging, dass dieses Bild auf dem Golfplatz in Richtung Werk gemacht worden ist.
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Bei genauer Betrachtung komme ich aber zu dem Schluss, dass das Bild tatsächlich in Richtung Bahnhof gemacht worden ist, der Zug also vom Bahnhof kommt. Würde der Zug in der dargestellten Position von der Elz-Brücke kommen, müsste hinten rechts neben der Lok eine der zahlreichen Gütermann-Villen zu sehen sein, die schon damals von einer noch heute bestehenden Mauer umgeben war.
Dies bestätigt offenbar Thomas' Vermutung, dass die Lokomotive immer in der gleichen Position am Zug geblieben ist, die Züge Richtung Bahnhof also geschoben worden sind!
Theoretisch wäre zwar ein Umsetzen der Lok sowohl auf dem Werkshof als auch auf dem Bahnhofsgelände möglich gewesen, aber aufwendig - und wofür?
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Bei diesem Bild aus den 50er Jahren mit dem zug auf dem Werkshof stellen sich mir einige Fragen.
Kommt dieser Zug vom Bahnhof (Zug gezogen) oder fährt er zum Bahnhof (Zug geschoben)?
Für letzteres spricht die grosse Anzahl an Gütermann-Kartons (es sei denn, es handelt sich hierbei um eine Art Pendelverkehr mit dem Werksteil in Elzach),
dagegen die auf dem rechten Wagen links erkennbare Blechkanne: Derartige Kannen gehörten nicht zum Produktspektrum von Gütermann. Wenn aber Gütermann derartige Kannen mit Chemikalien geliefert bekam, mussten die leeren Gebinde wieder zurückgeschickt werden....
Am meisten irritiert mich jedoch die Position des Lokführers: Auf allen Fotos, auf denen der Lokführer zu erkennen ist, hat er seine Position hinter dem kleinen Fenster (an der Seite mit einer Tür). Diese Position würde aber nur dann Rückschlüsse auf die Fahrtrichtung zulassen, wenn sicher davon ausgegangen werden könnte, das die Lok 2 je einen Fahrschalter an jeder Frontseite hatte, wie z.B. bei einem alten Strassenbahntriebwagen. Aber war das bei der vergleichsweise kurzen Lok 2 auch so? Es könnte sein, dass auch die Lok 2, ebenso wie Lok 1, nur einen seitlich angebrachten Fahrschalter hat (deswegen dort auch keine Tür); in diesem Fall würde der Lokführer unabhängig von der Fahrtrichtung immer an der gleichen Stelle stehen.
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Jeder vom Postamt kommende Zug musste am oberen Ende des Werkshofes bis zwischen die Hochbauten III und IV über die dort befindliche Weiche (rot markiert) vorziehen , um anschließend an der Remise vorbei geschoben seine Fahrt in Richtung Bahnhof fortzusetzen.
Jeder vom Bahnhof kommende Zug musste enbenfalls über diese Weiche vorziehen, um anschliessend geschoben nach Süden (auf den Gleisplänen unten) zu stoßen, wo der Zug letzlich in der gleichen Reihung vor dem Postamt zum Stillstand kommen konnte wie auf den bekannten Bildern.
Bei den Kohletransporten mit den Kipploren wäre allerdings ein Umsetzen der Lok erforderlich gewesen, aber am Kohleschuppen gab es nach der Skizze von Pastorini ja ein Umfahrgleis.
Es bleibt interessant!
Viele Grüße
Hartwig
Jürgen Wening, KGB-Feldbahn, HF130C, feldbahnheini, Krohny, CHL14G, Renovater und mögen diesen Beitrag
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Re: Werkbahn Gütermann in Gutach im Breisgau
Danke, Hartwig, für Deine seit Wochen gewohnte, detaillierte Darstellung der Zusammenhänge. Du spricht gleichzeitig so viele Themen an, dass es schwer fällt, auf alle einzugehen.
Zur Abb 6 von Pastorini aus der MIBA: Wir kennen ausreichend die Gleisführung vom Bahnhof Gutach zum Werk. Auf dieser Strecke gibt es nur eine wirkliche Kurve. Fahrleitungsmaste stehen in der Regel auf der Kurvenaussenseite. Diese Kurve scheint die Lok 2 zu befahren.
Laut Erläuterungsbericht der Fa. Koppel vom 23.08.1900 hat die Strecke ein Gefälle von 2 % vom Bahnhof bis zur Elz. Das Bild läßt ein Gefälle erahnen. Somit sollten wir das Bild lokalisiert haben.
In wlecher Richtung der Zug hier fährt? Leider können wir den Fotografen Pastorini nicht mehr befragen. Wenn der Zug wegfahren würde, hätte Pastorini früher abgedrückt.
Über die Gleislage im Werk wissen wir nur wenig. Die "Skizze" von Pastorini (siehe obigen Beitrag) zeigt sehr viele Details, wie z.B. die nicht mehr gebrauchte Weiche im Norden zwischen Haus W und SCH. Dies lässt darauf schließen, dass der Plan die Realität darstellt. Das dazugehörige MIBA-Heft stammt aus 1966. Der Plan dann wohl auch den Zustand in dieser Zeit.
Dann kennen wir noch den Plan mit dem offiziellen Vermerk vom 11.03.1902 "Dieser Plan entspricht bezüglich des Anschlussgleises der Ausführung!"
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Mir stellen sich nun folgende Fragen:
- Wie, d.h. in welchen Schritten hat sich der Gleisplan im Werk in den rund 60 Jahren verändert - bis zu dem von Pastorini aufgezeigten Stand?
- Wann wurden die Drehscheiben entfernt?
- Warum kam man nie auf die Idee, ein Wendedreieck zu realisieren?
Kleine Anmerkung noch zum Plan von 1902: das Stichgleis (38,00 m) wurde samt Drehscheibe auf dem Deckel des Kanals angelegt!
Ich bin gespannt auf Euer Echo!
Schönen Abend noch!
Thomas
Jürgen Wening, KGB-Feldbahn, feldbahnheini, Krohny, Renovater, AFA, deutzl und mögen diesen Beitrag
Re: Werkbahn Gütermann in Gutach im Breisgau
ein durchaus spannendes Thema mit immer neuen Detailfragen!
§ 42, Abs. 2a) des KleinbahnG sieht den Transport "durch Vermittlung des Zugpersonals" vor (also ohne Begleitung eines Postbeamten). Dazu wurden vermutlich die Postsäcke (oder der Wagen) versiegelt.Bähnle schrieb:- Wer hat den Schmalspur-Postwagen vom Werksgelände zum Bahnhof, bzw. zum Vollbahn-Postwagen begleitet?
- Wie war die Schließordnung: Wer durfte den verschlossenen Wagen am Bahnhof wieder öffnen?
Auf der anderen Seite besitzt der Wagen ja zwei Türen: Eine zeigt im Werkhof Richtung Postamt, die andere auf dem Bahnsteig zum Postwagen. Es könnte also auch zwei Schlösser mit zwei Schlüssel gegeben haben ... (Vorsicht: Sehr spekulativ!)
Ich gehe davon aus, dass man die wenigen Wagen grundsätzlich von Hand rangiert hat, das geht zumeist deutlich schneller.Bähnle schrieb:- Kann es wirklich sein, dass jeder Zug vor Abfahrt rangiert werden musste?
- Gab es deshalb vielleicht zwei Lokomotiven?
- Auch am Bahnhof war es ja nur mit deutlichem Rangieraufwand möglich, die von Hartwig oben dargestellten zwei Ladestationen vorne und hinten am Zug zu erreichen.
- Waren auch am Bahnhof wieder beide Loks im Einsatz?
Hinzu kommt, wie ich den Antragsunterlagen entnehme, dass die Bahn in Richtung Werk mit 2% abfiel. Da keiner der Wagen eine Bremse besitzt, wäre es also durchaus sinnvoll, den Zug bergauf zu schieben.Waffel schrieb:Dies bestätigt offenbar Thomas' Vermutung, dass die Lokomotive immer in der gleichen Position am Zug geblieben ist, die Züge Richtung Bahnhof also geschoben worden sind!
Theoretisch wäre zwar ein Umsetzen der Lok sowohl auf dem Werkshof als auch auf dem Bahnhofsgelände möglich gewesen, aber aufwendig - und wofür?
Der Zug wird (in diesem Moment) m.E. eindeutig geschoben! Dafür sprechen die Blickrichtung von Lokführer und Rangierer, als auch die Perspektive (ansonsten wäre es ein Nachschuss im Gegenlicht). Allerdings steht der Zug für mein Gefühl auf dem Gleis Richtung Süden/Werkseingang (an den beiden Ecken der "Gardinenstange" sind die Fahrleitungen der Gleise nördlich und südlich der Remise zu sehen).Waffel schrieb:
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Bei diesem Bild aus den 50er Jahren mit dem zug auf dem Werkshof stellen sich mir einige Fragen.
Kommt dieser Zug vom Bahnhof (Zug gezogen) oder fährt er zum Bahnhof (Zug geschoben)?
Siehe oben, mir wäre keine Feldbahn-Fahrdrahtlok mit zwei Fahrschaltern bekannt. Es scheint eher, als versuche der Lokführer um die Rechtskurve herum zu sehen.Waffel schrieb:
Am meisten irritiert mich jedoch die Position des Lokführers: Auf allen Fotos, auf denen der Lokführer zu erkennen ist, hat er seine Position hinter dem kleinen Fenster (an der Seite mit einer Tür). Diese Position würde aber nur dann Rückschlüsse auf die Fahrtrichtung zulassen, wenn sicher davon ausgegangen werden könnte, das die Lok 2 je einen Fahrschalter an jeder Frontseite hatte, wie z.B. bei einem alten Strassenbahntriebwagen. Aber war das bei der vergleichsweise kurzen Lok 2 auch so? Es könnte sein, dass auch die Lok 2, ebenso wie Lok 1, nur einen seitlich angebrachten Fahrschalter hat (deswegen dort auch keine Tür); in diesem Fall würde der Lokführer unabhängig von der Fahrtrichtung immer an der gleichen Stelle stehen.
Wozu? Es wird nie der Bedarf bestanden haben, Fahrzeuge zu wenden.Bähnle schrieb:- Warum kam man nie auf die Idee, ein Wendedreieck zu realisieren?
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Re: Werkbahn Gütermann in Gutach im Breisgau
ich gehe davon aus, dass der Zug zum Zeitpunkt der Aufnahme auf dem Gleis stand, das in der Skizze von Pastorini von dem Gebaude
rechts mit "Sch" gekennzeichet schräg nach oben links zu der von mir gekennzeichneten Weiche verläuft.
Rechts im Hintergrund ist der Hochbau IV zu erkennen.
Die Blickrichtungen der abgebildeten Personen könnten für Deine Argumentation sprechen,
aus meiner Sicht ist es aber wahrscheinlicher, dass die Aufnahme bei Stillstand des Zuges gemacht worden ist
und beide Personen zum Fotografen schauen - wie bei vielen alten Aufnahmen.
Das Fehlen eines Rechtsbogens im Bereich des Fabrikhofs von Anbeginn spricht aus meiner Sicht dafür,
dass es von Anfang an geplant war, den Zug Richtung Bahnhof zu schieben. Platzmangel kann nicht der Grund gewesen sein,
eine entsprechende Linkskurve gab es ja. Auch bei der ursprünglichen Gleisführung war nur Schiebebetrieb Richtung Bahnhof möglich.
Dafür spricht auch, das es im Bahnhofsbereich kein einfach zu befahrendes Umfahrgleis gab bzw. gegeben hat.
Grüße
Hartwig
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- WaffelLorenbremser
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Re: Werkbahn Gütermann in Gutach im Breisgau
in meinem letzten Beitrag hat sich leider ein Fehler eingeschlichen, den ich leider nicht mehr im Beitrag selbst korrigieren kann.
Es muss richtig heißen: Links im Hintergrund ist der Hochbau IV zu sehen.
Ich habe die mutmaßliche Fotoposition mal in den Gleisplan von Pastorini eingetragen.
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Viele Grüße
Hartwig
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Re: Werkbahn Gütermann in Gutach im Breisgau
für die Klarstellung und die nun präzise Verortung des "berühmten" Bildes auf dem Werksgelände.
Der Pastorini-Plan ist immer wieder wertvoll.
An dieser Stelle kann der Zug
- gerade vom Bahnhof angekommen sein oder
- zur (geschobenen) Abfahrt Richtung Bahnhof stehen.
Liebe Grüße
Thomas
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- WaffelLorenbremser
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Re: Werkbahn Gütermann in Gutach im Breisgau
bezüglich des Betriebsablaufes zumindest in den letzten Jahren des Bähnles deutet alles darauf hin, dass die Lok 2 ihren Zug
jeweils zum Bahnhof geschoben hat und auf jeder Fahrt zwischen Postamt und Bahnhof und zurück je einmal im hinteren Bereich des Werkshofs (vom Pförtnerhaus aus gesehen) zwischen den Hochbauten Kopf gemacht hat. So weit, so gut.
Hier noch einmal ein bekanntes Foto aus alten Zeiten, zwischen etwa 1902 und 1905 aufgenommen:
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Zu diesem bekannten Bild ist eine neue Variante im Netz aufgetaucht:
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Offenbar das gleiche Foto, jedoch handcoloriert (Farbfotos gab es damals noch nicht).
Was zeigen uns die Bilder (oder vielmehr das Bild): natürlich Lok 1, noch in der Ursprungsausführung mit Lyrastromabnehmer.
Was fällt auf: Die Lok befindet am bahnhofseitigen Ende des Zuges!
Und nun noch ein neues Bild aus der Sammlung von Thomas Ruff:
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Dieses Foto stammt aus einem Katalog von 1907 und zeigt, ohne dass der Name Gütermann erwähnt wird, eindeutig das Bähnle
(hinten links die Werksgebäude, hinten rechts die stählerne Elzbrücke), und zwar unmittelbar nach Betriebsaufnahme, denn der zum Bahnhof ansteigende Bahndamm ist noch nicht bewachsen, auch der später neben dem Gleis verlaufende Gehweg fehlt noch.
Auch auf diesem Bild ist zu erkennen: Lok vorne auf der "Bahnhofseite"!
Vergleicht man die Zusammenstellung des Zuges (Lok, ein Wagen (Kipplore?), 4 Stirnbordwagen (mit hellen Kisten beladen), 2 Kipploren) mit den oberen Fotos, und berücksichtigt man den Aufwand, den eine Fotoaufnahme kurz nach 1900 noch mit sich brachte, dann könnten diese Aufnahmen in einem "Shooting" gemacht worden sein, d.h. die Aufnahme von dem herannahenden Zug aus dem Katalog ist zeitlich als erste gemacht worden und die zweite Aufnahme nach der Ankunft im Bahnhof.
Ausgehend von der Reihung der Wagen ( 2 leere Kipploren am Ende) wäre der Zug in den obigen Aufnahmen gerade vom Werk kommend zum Stillstand gekommen,
um anschließend die Kipploren in den Umladeschuppen zu schieben. Dann wieder vorziehen, Lok umsetzen (Umfahrgleis zwischen Umladeschuppen und Güterschuppen am Bahnhofgebäude war schon 1902 vorhanden) und die Stückgutwagen an die Laderampe schieben. Auf der Rückfahrt wäre die Lok dann am werksseitigen Zugende gewesen.
Möglicherweise wurden in einem Zwischenschritt auch noch mit Kohle beladene Kipploren in den Zug eingereiht, denn einer der Hauptzwecke des Bähnle war auch der Transport von Kohle vom Bahnhof zum Kesselhaus auf dem Werksgelände, das sich ursprünglich hinter dem Verwaltungsbebäude befand.
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Zum besseren Verständnis noch einmal die Gleisanlagen im Bahnhofsbbereich.
Das von Thomas erwähnte 38 m lange Stichgleis über der Abdeckung des Gewerbekanals ist das einzige Gleis , das in die Nähe des (alten) Kesselhaus führt und dürfte somit für die Kohlenanfuhr genutzt worden sein. Aber - dieses Gleis war nur über eine Drehscheibe an das Zufahrtgleis angeschlossen, ein Verschub war in dem Bereich deshalb nur per Hand möglich!
Das war's für heute!
Grüße
Hartwig
KGB-Feldbahn, uhlenhooker, HF130C, Krohny, CHL14G, Renovater, Marian Sommer und mögen diesen Beitrag